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Spätkeltische Heiligtümer ("Viereckschanzen") Auszug aus www.kelten-info-bank.de/viereckschanzen.html
In den heiligen Hainen der Kelten wurden die religiösen Rituale unter freiem Himmel gefeiert. Der Kultbezirk war vom profanen Außen durch eine rechteckige Einfriedung aus Reisig und Holz abgetrennt, später durch Erdwall und Graben. In diesen nemeta - ein keltisches Wort für geweihter Ort, Hain, Heiligtum - leiteten die in höchstem Ansehen stehenden keltischen Priester und Seher rituelle Zusammenkünfte und Opferzeremonien.
Die heiligen Plätze der Kelten lagen abseits von Siedlungen, in gesuchter Abgeschiedenheit von den politischen und wirtschaftlichen Zentren, wie wir es auch von den antiken Heiligtümern kennen.
Die quadratischen oder rechteckigen Anlagen von 60 m bis 140 m Seitenlänge mit einem Eingang, der niemals im Norden liegt, sind aus dem keltisch besiedelten Gebiet von Böhmen bis Frankreich bekannt. Man hielt sie zunächst für römische Verteidigungsanlagen und bezeichnete sie als "Vierecksschanzen", wie sie in der Literatur noch heute überwiegend heißen.
Die heilige Stätte befand sich häufig in der Nähe einer Quelle und wurde durch ein hölzernes Torhaus betreten. Das Innere - nur mit einigen mächtigen alten Eichen bestanden - war eine große leere Fläche für rituelle Versammlungen und Umzüge. In einigen Anlagen wurden bis zu 35 m tiefe Opferschächte und ein kleines hölzernes Kultgebäude entdeckt, Vorgänger des späteren gallischen Umgangstempels aus Stein.
Immer wieder ist bei der erstaunlichen Gleichartigkeit der nemeta nach einer höhergeordneten Orientierung der Erbauer gefragt worden, nach einer Ausrichtung auf Sonne, Mond, die Bahnen der Planeten. Wir wissen darüber noch nichts.
Eine ungewöhnliche Konzentration von 13 keltischen Heiligtümern ist südlich von München entdeckt worden.
Zeittafel der Kulturstufen
Jungpaläolithikum (Altsteinzeit)
bis etwa 10000 v. Chr.
Jäger und Sammler. Jagdzauber und Bildmagie, Verehrung eines höchsten Wesens als Jagdglückspender; kultische Deponierungen in Höhlen, Flüssen und Teichen; Höhlenmalerei, Plastiken, jagdzauberische Idole
Mesolithikum (Mittelsteinzeit)
etwa 10000 bis etwa 6000 v. Chr.
Ende der Eiszeit, umherziehende Jägerhorden, Fischer, erste Kulturen mit Bodenanbau und Tierzucht. Weiterhin kultische Versenkungen als Jagdopfer der Renjäger; Kultpfähle, schematisierte Tier- und Menschenbilder und -plastiken; kreis- und strahlenförmige Zeichen an Felswänden
Neolithikum (Jungsteinzeit)
etwa 6000 bis etwa 2000/1800 v. Chr.
Bauern und Hirten, im Norden weiterhin Jäger. Bäuerliche Fruchtbarkeitsriten (im Orient Kult der Großen Göttin, der Erd- und Muttergöttin); Jahreskreisfeste mit Umzügen und Opferfeiern, Niederlegung von Weihegaben zur Fruchtbarkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen an naturheiligen Orten; weibliche Statuetten (Ahnmütterkult?); Erdwerke mit Wall und Graben als zeremonielle Einhegungen; blutige und unblutige Höhlenopfer, ritueller Kannibalismus in Schachthöhlen; Steinkult: Menhire, Steinkreise und -alleen (Megalithkultur als Ahnen-, Himmels-, Sonnenkult?), vermutlich hochentwickelter Priesterstand.
Bronzezeit
etwa 2000/1800 bis etwa 750 v. Chr.
Aufblühen von Handwerk und Handel. Fortgesetzte Verehrung naturheiliger Orte, Schachthöhlenkult und Versenkungsopfer: kultische Deponierungen in Höhlen, Flüssen und Mooren, an Quellen und auf Bergen; neu: Brandopfer von Tieren, die sich zusammen mit zerbrochenen Tongefäßen zu Aschenaltären auftürmen können (Brandopferplätze); Geschirropfer an heiligen Felsen; Schalensteine.
Ab der Bronzezeit verschiedene Kategorien der Verehrung und des Opfers, die erst im Laufe des Frühmittelalters durch das Christentum verdrängt und verboten - aber nicht beseitigt - wurden.
Vorchristliche Eisenzeit
etwa 750 v. Chr bis Christi Geburt
In Süddeutschland keltische, in Norddeutschland (schon germanische?) Stämme mit hochentwickeltem Priesterstand. Weiterhin Quell-, Fluß- und Mooropfer, heilige Haine, Felsen und Berge, Schalensteine, Brandopferplätze der frühen Kelten. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. keltische "Viereckschanzen".