Neusalza-Spremberg - eine Kleinstadt in der Oberlausitz im Wandel der Zeiten

Die Auswärtigen bzw. die Touristen, die die reizvolle sächsische Kleinstadt im oberen Spreetal des Oberlausitzer Berglandes besuchen, werden bei ihren Spaziergängen und Ausflügen nicht nur Natur pur in Form der einheimischen Flora und Fauna entdecken, sondern bei tieferer Betrachtungsweise auch eine reiche und interessante Geschichte erkennen. Auch etliche alteingesessene und ortsansässige Bürger des Städtchens sind sich nicht immer der reichen historischen Vergangenheit bewusst, die im Laufe der Jahrhunderte vielfache internationale Züge offenbarte.
Die Lokalgeschichte Neusalza-Sprembergs ist untrennbar mit der Regionalgeschichte der Oberlausitz verbunden. Die folgende Abhandlung möchte davon Zeugnis ablegen,

Lage, geographische Verhältnisse und Besonderheiten

Die Stadt Neusalza-Spremberg (sorb. Nowosolc-Horni Hrodk) besteht aus dem urkundlich erstmalig 1242 erwähnten Dorf Spremberg und der 1670 gegründeten Kleinstadt Neu-Salza, die 1920 zu einem städtischen Gemeinwesen unter der Bezeichnung „Neusalza-Spremberg“ vereinigt wurden. Die Stadt liegt im Süden des Landkreises Görlitz zu beiden Seiten des Oberlaufs der Spree nahe der Grenze zu Tschechien an der Eisenbahnstrecke Dresden – Zittau. Neusalza-Spremberg wird durch die Bundesstraße (B 96), früher Fernverkehrsstraße (F 96), durchquert, die in Zittau beginnt und in Saßnitz auf der Insel Rügen endet. Zur Stadt gehören zwei Ortsteile, Sonneberg im Südwesten und Neuspremberg im Südosten, die Ende des 18. Jahrhunderts entstanden. Am 1. Januar 2008 kam die Nachbargemeinde Friedersdorf als neuer Ortsteil hinzu.
Zur Verwaltungsgemeinschaft Neusalza-Spremberg gehören außerdem die Gemeinden Schönbach und Dürrhennersdorf. Seit dem Jahre 2000 ist die Stadt außerdem Mitglied des grenzüberschreitenden Verbundes „Fünfgemeinden“, der außer Neusalza-Spremberg, Oppach und Sohland die tschechischen Städte Šluknov (Schluckenau) und Jiřikov (Georgswalde) in Nordböhmen angehören. In der Lokalgeschichte der Stadt gab es 29 Anwärter, die für das Amt des Bürgermeisters vorgesehen waren, davon traten zwei das Amt nicht an, einer legte das Amt nieder, und drei wurden des Amtes enthoben (vgl. Bürgermeisterliste des Autors bei Wikipedia, der freien Enzyklopädie im Internet).
Nach Norden und Nordwesten grenzt Neusalza-Spremberg an die Fluren von Schönbach, Beiersdorf und Oppach, wobei der Bachlauf „Flößchen“ eine natürliche Grenze bildet, im Süden an Tschechien, nahe der nordböhmischen Stadt Schluckenau (Šluknov) und des nicht mehr existenten Dorfes Fugau, die heutige Wüstung Fukov. Die östliche Grenze bildet Friedersdorf bzw. nach seiner Eingemeindung zu Neusalza-Spremberg nunmehr die Stadt Ebersbach.
Die Stadtflur (ohne Friedersdorf) erstreckt sich über 2,5 km an der Spree entlang, der Hauptwasserader der Ortschaft, wobei man noch heute westlich das „Niederdorf“ und östlich das „Oberdorf“ unterscheidet. Die Spree schuf im Verlauf von Millionen von Jahren östlich Neusalza-Sprembergs ein markantes Engtal (Kerbsohlental) – den bekannten Spreepark – das den morphologischen Typ einer Skala (analog Gröditz bei Bautzen) verkörpert, und deren höchste Erhebung „Sternberg“ (340 m) das Beispiel eines Umlaufberges ist (vgl. Th. Schütze 1974, S. 168).
Für Neusalza-Spremberg errechnete man aufgrund meteorologischer Untersuchungen im Zeitraum 1950 bis 1957 eine mittlere Jahresniederschlagsmenge von 858 mm und eine Zahl mit Stark- und Dauerregen von 105 Tagen. Die Stadt ist außerdem Bestandteil des ausgedehnten Landschaftsschutzgebietes „Lausitzer Bergland“. Geologisch gesehen gehört der Untergrund mit zu den großen Gesteinsvorkommen der „Lausitzer Granitplatte“. Mehr oder weniger hohe Erhebungen prägen die Stadtflur beiderseits der Spree: „Großer Wald“ (440 m), auch „Koppritz-Wald“ oder „Freund Kuppe“ genannt, der in vorreformatorischer Zeit zu Neusalza-Spremberg gehörte, im Nordwesten auf Oppacher Flur; anschließend in östlicher Richtung der „Hahneberg“ (410 m) und danach der Fuchsberg (422 m). Auf dem südöstlichen Ausläufer des Hahneberges findet sich das geheimnisumwitterte „Güttlerbüschl“ (365 m) mit seinem mysteriösen Gestein. Etwa 400 m östlich von ihm in Richtung Friedersdorf ragt das sagenumrankte Felsmassiv „Schmiedesteine“ (365 m) auf dem südlichen Ausläufer des „Fuchsberges“ (422 m), dem höchsten Berg der Stadt, empor.
Eine fast zentrale Lage nehmen in der Stadtflur von West nach Ost die Anhöhen „Hänscheberg“ (393 m), „Lindenberg“ (370,5 m), „Stadtberg“ (367,5 m) und „Hutzelberg“ (343,5 m) und der „Kirchberg“ ein, der eigentliche geschichtsträchtige Berg der Stadt. Im Ortsteil Sonneberg nahe der tschechischen dominiert im Forst „Grenzwald“ der „Buchberg“, auch „Sonneberg“ genannt, der mit einer Höhe von 401 m der dritthöchste Berg der Stadt ist. Von diesen Granithügeln weisen der Hutzel- und der Buchberg geologische Besonderheiten auf, der erste durch Lamphrophyr im Gestein, der zweite durch seine Kuppe aus Nephelinbasalt. In der heimischen Bergwelt, außer Güttlerbüschl, Lindenberg und Schmiedesteinen, wurden an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert Steinbrüche errichtet und Granit gebrochen.
Die mittlere Höhenlage der Stadt wird am Bahnhof mit 315 m über NN angegeben. Die Landstadt ist als Ortsbild heute noch verhältnismäßig reich an Umgebindehäusern. Rückblickend gab es im Jahre 1837 im Dorf Spremberg noch 104 eingeschossige und 61 zweigeschossige Umgebindehäuser und in den Ortsteilen Neuspremberg und Sonneberg je 9 eingeschossige Häuser dieses Typs. Die Stadt Neusalza wurde als nicht typisch ausgeklammert. Nach einer Zählung von 1961 waren insgesamt nur noch 83 vorhanden, davon befanden sich in Spremberg 61, in Neusalza 15, in Neuspremberg 4 und in Sonneberg 3. (vgl. R. Ander 1966, S. 450ff).
Während des 40jährigen Bestehens der DDR (1949-1990) prägten die Textilindustrie mit zwei größeren Werken, Plasteverarbeitung, Steinindustrie sowie die Land- und Forstwirtschaft das Bild der Stadt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde seinerzeit mit 569 Hektar angegeben, wobei 361 ha auf Äcker entfielen. Der Waldbestand betrug 227 ha (vgl. Th. Schütze 1974, S. 139/147). Die Wälder ziehen sich größtenteils nördlich der Spree an den Flurgrenzen zu Oppach, Beiersdorf und Schönbach entlang sowie im Süden zwischen den Ortsteilen Neuspremberg und Sonneberg entlang der tschechischen Grenze. Die dort vorhandenen Teiche dienten der Fischaufzucht (Forellen). Die reizvolle Neusalza-Spremberger Mittelgebirgslandschaft mit ihren sanften Hügeln, reichen Waldbestand, zahlreichen Teichen und Kleinodien der Natur und Geschichte verleiht der Landstadt früher wie heute eine gewisse touristische Anziehungskraft.
Seit dem politischen Zusammenschluss beider Ortschaften zur Stadt Neusalza-Spremberg 1920 war die Bevölkerung der Stadt bis heute starken Schwankungen unterworfen.
Im Jahre 1925 gab es 3675 Einwohner (E),
1939: 3701 E,
1946: 4436 E,
1950: 4723 E,
1964: 4204 E,
1974: 4800 E,
1990: 2862 E,
2000: 2567 E,
2005: 2488 E,
Ende 2007 (nach der Eingliederung von Friedersdorf): 3812
und per 30.Juni 2010: 3660 E.
(in drei Jahren 154 Einwohner weniger)
(Bevölkerungsstatistik der Gemeinden des Freistaates Sachsen vom 30. Juni 2010 des Statistischen Landesamtes).
Die Lokalgeschichte Neusalza-Spremberg gliedert sich in drei Bereiche:
Erstens, die Entwicklung des Dorfes Spremberg (1242-1920);
zweitens, die Geschichte der Stadt Neu-Salza, kurz Neusalza, seit der Gründung 1670 bis 1920 und
drittens, die Entwicklung der Stadt Neusalza-Spremberg von 1920 bis heute. (Lutz Mohr)

Von Steinzeit-Menschen und Slawen

Obwohl die Oberlausitz frühzeitig von Menschen aufgesucht wurde und altes Siedelland ist, wie archäologische Forschungen beweisen, fehlen derartige urgesellschaftliche Funde im Oberlausitzer Bergland und damit auf den Fluren von Neusalza-Spremberg. Es „… deutet nichts darauf hin, dass der Mensch der jüngeren Steinzeit (Neolithikum) … hier irgendwo siedelte. Er bewohnte das fruchtbare Gefilde um das heutige Bautzen und drang … nur spreeaufwärts unmittelbar bis an den Fuß des Gebirges vor. Die höher gelegenen Waldgebiete gehörten jedoch zu seinem Wirtschaftsraum, den er als Jäger und Sammler durchstreifte“ (Th. Schütze u. M. Militzer 1964, S. 30).
Das beweisen die Funde von zwei Feuersteinbeilen von Oberoppach, einem Ortsteil der Nachbargemeinde der Stadt Neusalza-Spremberg, Oppach.
Neueste Erkenntnisse zum „Güttlerbüschl“ (365 m) auf den bergigen Fluren Neusalza-Sprembergs nördlich der Spree, könnten auf die Anwesenheit neolithischer Ackerbauern und Viehzüchter, so der Trichterbecherleute, hinzielen. Seine aufgetürmten Findlinge aus Granit (zwei Seitensteine- bzw. Stützsteine und ein Deckstein, die eine Öffnung freigeben) ähneln einen Dolmen, auch Großstein- oder Megalithgrab genannt. Die Großsteingräber sind Ausdruck der typischen Bauweise und des Totenkults der Jungsteinzeit, die die Menschen jener Kultur ihren verstorbenen Sippenangehörigen, insbesondere den Häuptlingen und Schamanen, setzten.
In der Oberlausitz währte diese Periode der menschlichen Gesellschaft von etwa 5.500 bis 2.200 vor unserer Zeitrechnung. Es wäre denkbar, dass vor etwa 5.000 Jahren im „Güttlerbüschl“ ein neolithischer Sippenältester oder Schamane der Trichterbecherleute bestattet wurde, der auf den Fluren des späteren Neusalza-Sprembergs im Kampf mit Feinden oder auf der Jagd in den Waldgebieten umkam. Nach anderen Interpretationen könnte es sich bei der Felsformation des Güttlerbüschls um mysteriöse Steine handeln, die den urgesellschaftlichen Menschen als vorzeitliches „Kalendarium“ bzw. magischer „Kraftort“ für kultische Zwecke dienten. Weitere Nachforschungen, insbesondere archäologische, müssen klären, ob es sich bei der Granitklippe des „Güttlerbüschls“ um ein Megalithgrab, ein gentiles Kalendarium oder „nur“ um ein geologisches Phänomen handelt.
Das interessante Areal, das seine Geheimnisse noch nicht preisgegeben hat, befindet sich in Privatbesitz und ist nur zu Fuß erreichbar. (Um Schäden von einem eventuell einsetzenden Massentourismus vorzubeugen, unterbreitete der alteingesessene Bürger Neusalza-Sprembergs, Herr Eberhard Winkler, im Januar 2011 den Vorschlag, das „Güttlerbüschl“ aufgrund seiner Besonderheiten von den zuständigen Behörden als Flächen- oder Naturdenkmal unter Schutz stellen zu lassen).
Bisher sind auch keine Funde der bronzezeitlichen „Urnenfelderkultur“, zu der die bekannte Gruppe der „Lausitzer Kultur“ (etwa 1.400 – 700 v.u.Z.) gehörte, in Neusalza-Spremberg und engster Umgebung nachweisbar, obwohl sich in diesem Zeitraum die Siedlungen dieser Stämme weiter in das Oberlausitzer Bergland vorschoben. Spuren fanden sich in Schirgiswalde und Weifa in Form von Gefäßscherben und Steingeräten.
Das Volk der Lausitzer Kultur, das sich vertikal von der Ostseeküste bis nach Südböhmen und Mähren verbreitete, errichtete etwa 1.200 v.u.Z. auch die ersten Burgwallanlagen auf markanten Bergen der südlichen Oberlausitz, so bei Bautzen (Proitschenberg), Löbau (Schafsberg) oder Zittau (Oybin).
Die bronzezeitlichen Anlagen wurden etwa 1.500 Jahre später von den nachfolgenden westslawischen Völkerschaften übernommen und ausgebaut. Nach 400 v.u.Z. verschwindet die Lausitzer Kultur plötzlich vom Schauplatz der Geschichte, und die Oberlausitz hüllte sich geschichtlich für annähernd 1.000 Jahre ins Dunkel. Dieser Zustand sollte sich ändern, nachdem in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung die slawische Westwanderung erfolgte. Sie überzog „… in breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer die freien Räume bis zur Elbe und Saale, wobei auch die Sorben inbegriffen waren“ (Kh. Blaschke 2004, S. 69). Nunmehr setzte die slawische Landnahme der späteren Oberlausitz ein, die vom 6. bis 12. Jahrhundert währte. Im fruchtbaren Gefilde um Bautzen siedelte der Stamm der Milzener, der im 9. Jahrhundert schätzungsweise 8.000 Menschen zählte und zu seinem Schutz an die 30 Burgen errichtete. Sie sind noch heute als Burgwälle oder Schanzen zu erkennen (vgl. J. Solta 1976, S. 9).
Als Stammeszentrum entwickelte sich die an der Spree errichtete Burg Bautzen, die später so bezeichnete „Ortenburg“. Das Herrschaftsgebiet der Milzener ging als „Gau Milsca“ in die Geschichte ein. Die Slawen, die Vorfahren der heutigen Sorben, schoben ihre Siedlungen seinerzeit noch tiefer in das Oberlausitzer Bergland vor als die bronzezeitlichen Stämme der Lausitzer Kultur.
Die heutigen Ortschaften Crostau, Neukirch, Wilthen gelten als Beispiele slawischer Ortsgründungen. Das Oberlausitzer Bergland mit seinen dichten Waldungen und Gewässern war während der slawischen Besiedlung kaum erschlossen, nur Jäger, Fischer und Zeidler drangen ein, um die natürlichen Ressourcen zu nutzen. Aber in der heidnischen oder vorchristlichen Religion der slawischen Milzener spielten die Berge, Wälder und Gewässer des Berglandes eine gewisse Rolle. „Den sorbischen Stämmen waren, ähnlich wie anderen slawischen Völkerschaften, verschiedene Formen des Agrarkultes bekannt; wie der Kult des Feuers und der Sonne, der Wasserkult, bei dem Flüsse, Seen und Quellen Opferstätten und Gegenstand von Kulthandlungen sind und der Kult, Bäume und Haine als heilig zu betrachten“
(J. Brankack u. J. Knebl 1956, S. 87).
Nachforschungen während und nach der Zeit des 1. Weltkrieges (1914-1918) lassen erkennen, dass Slawen auch die Fluren des späteren Neusalza-Sprembergs aufsuchten. So soll sich auf dem eigentümlichen Felsmassiv nördlich der Spree, das im Volksmund „Schmiedesteine“ genannt wird, ein slawischer Opferplatz bzw. Heiliger Hain befunden haben. „Die in der späteren christlichen Zeit dort aufgefundenen und vielleicht in gewisser Tiefe noch heute aufzufindenden Kohlen und Aschenreste der Opferfeuer ließen aus Unkenntnis die Vermutung zu, dass dieselben von einer Schmiede herrührten“ (W. Heinich 1918, S. 10).
Für die These einer slawischen Kultstätte auf den Schmiedesteinen spricht auch die Erbauung der Spremberger Kirche zur Zeit der deutschen Besiedlung im 13. Jahrhundert, da die Kirche in geringer Entfernung dieses Felsen südlich der Spree auf der nach ihr benannten Anhöhe „Spremberger Kirchberg“ errichtet wurde. Die christlichen Kreise des Mittelalters sahen im Bau von Gotteshäusern in den von den Deutschen eroberten slawischen Gebieten ein wirksames Mittel zur Verdrängung der slawischen Gottheiten. Auch der Name des Flusses „Spree“ (sorb. Sprjewja), der der Ortschaft ihren Namen gab, ist wahrscheinlich auf slawischen Ursprung zurückzuführen. Der Flussname bedeutet so viel wie „spreuen“, „sprengen“ oder „rasch fließen“. Hinsichtlich des Ortsnamens kann auch „Spree im Berg“ oder „die Spree fließt zwischen/ in den Bergen“ zutreffen. Rein geographisch gesehen, ist das Spreetal in Neusalza-Spremberg viel enger und die Hänge steiler als oberhalb in Friedersdorf oder unterhalb in der heutigen Wüstung Fugau und in Taubenheim.
Im Verlauf des 10. Jahrhunderts setzte durch das deutsche Königtum und dessen weltliche und geistliche Feudalherren die Unterwerfung der slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder ein, die im 13. Jahrhundert die Integration der Lausitzer Slawen (Sorben) mit der deutschen Bevölkerung zur Folge hatte.
Die heutigen Sorben bewahren die Traditionen ihrer slawischen Altvordern. Die sorbische Sprache erreichte jedoch nicht das Oberlausitzer Bergland, da hier die Ansiedlungen im Mittelalter durch Rodung deutscher Kolonisten entstanden. (Lutz Mohr)
Literatur
Blaschke, Karlheinz: Landesgeschichte der Oberlausitz im Überblick. In: Oberlausitz. Schöne Heimat. Hrsg. von Frank Nürnberger. Spitzkunnersdorf: Oberlausitzer Verlag 2004, S. 68-88
Brankack, Jan u. Jan Knebl: Zur Geschichte der sorbischen Burgwälle, vornehmlich in der Ober- und Niederlausitz. Bautzen: Domowina-Verlag 1956
Heinich, Walter: Spremberg. Versuch zu einer Ortsgeschichte des Kirchdorfes Spremberg in der sächsischen Oberlausitz. Spremberg u. Schirgiswalde 1918
Mohr, Lutz: Kommentar zur Internet-Dokumentation über das Gestein „Thors Amboss“ auf den Fluren von Neusalza-Spremberg. Ein Mysterium als vorzeitliches „Kalendarium“ oder Großsteingrab des Neolithiums im „Güttlerbüschl“? In: Geschichte und Geschichten von Neusalza-Spremberg, Band 4. Hrsg. von Günter Hensel. Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde Neusalza-Spremberg e.V. 2011, S. 47-53
Mohr, Lutz: Das „Güttlerbüschl“ – ein Phänomen aus historischer Sicht. In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach. 16 Jg. Nr. 4 (April) 2011, S. 6-7
Schütze, Theodor u. Max Militzer: Landschaftsschutzgebiet Lausitzer Bergland. Reihe: Das schöne Bautzener Land, Heft 9. Bautzen 1964
Winkler, Eberhard: Welches Geheimnis umgibt das Güttlerbüschl? In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach. 16. Jg. Nr. 3 (März) 2011, S. 7
Solta, Jan: Abriss der sorbischen Geschichte. Bautzen: Domowina-Verlag 1976
Autor: Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald

Die Deutschen kamen mit Schwert, Kreuz und Pflug

Unter König Heinrich I. (919-936), dem Begründer des feudalen deutschen Reiches, setzte eine Eroberungspolitik gegen die die westslawischen Stämme zwischen Saale, Elbe und Oder ein, die als feudale deutsche Ostexpansion bezeichnet wird. Als Bastion speziell gegen die slawischen Stämme der späteren Lausitz wurde 929 die Zwingburg Meißen errichtet, der Vorläufer der späteren Markgrafschaft und des Bistums Meißen (968). Bis zum Jahre 934 gelang es dem König und seinen Feudalherren fast alle westslawischen Stämme bis zur Oder in Abhängigkeit zu drücken.
Die Milzener konnten ihre Unabhängigkeit jedoch bis zum Jahre 990 behaupten. König Otto I. (936-973), später Kaiser, Sohn und Nachfolger von Heinrich I. setzte die rigorose Politik gegen die Slawen fort. Die eroberten Territorien verwalteten sächsische oder thüringische Grafen als Lehen der deutschen Krone in Form von Markgrafschaften und Burgwarden.
Während dieser Zeit überzog die Kirche die eroberten slawischen Gebiete zwischen Elbe und Oder mit einem Netz von Bistümern, Klöstern und Gotteshäusern. Von Meißen aus begann somit der Prozess, der die weitere feudale Entwicklung des slawischen Gau Milsca, der späteren Oberlausitz, bestimmte.
Um den Besitz der damaligen Oberlausitz entbrannten jedoch im letzten Viertel des 10. und zu Beginn des 11. Jahrhunderts schwere Konflikte zwischen dem frühen Deutschen Reich unter Kaiser Otto III. und Böhmen einerseits und Kaiser Konrad II. und Polen unter Herzog Boleslaw I. Chrobry, dem späteren König, andererseits. Die Böhmen hatten die in ihrem Einflussgebiet liegende Burg Meißen 984 erobert und besetzt.
Die Polen, die die Grenzen ihres Reiches vom deutschen Nachbar im Westen gefährdet sahen, eroberten 1002 Bautzen – civitas Budisin - das Zentrum des Milzenerlandes und besetzten die strategisch wichtige Burg. Damit hatten die Polen unter ihrem Herzog Boleslaw I. die Basis für ihre fast dreißig Jahre währende Herrschaft über die „terra Budissin“, also die spätere Oberlausitz, geschaffen. Zwischen Deutschen (Sachsen) und Polen kam es im Milzenerland jedoch immer wieder zu Kriegshandlungen.
Im „Frieden von Bautzen“ (1018) wurden diese vorübergehend beendet. Kaiser Heinrich II. sah sich nämlich genötigt, das Milzenerland und die Niederlausitz an den polnischen Herzog als Lehen zu vergeben. Dadurch verblieben die Territorien der späteren Ober- und Niederlausitz bis 1031 unter polnischer Herrschaft.
Letztlich wurden sowohl die Böhmen als auch die Polen von den Deutschen zurückgedrängt, so dass die Oberlausitz wieder zum deutschen Reichsverband gelangte. Kaiser Konrad II. belehnte nun Markgraf Hermann I. von Meißen mit dem Gau Milsca, der späteren Oberlausitz. In der darauffolgenden längeren Friedensperiode konnte das Bistum Meißen seinen Einfluss in der Oberlausitz erweitern, zu dessen Diözese das Milzenerland – Bautzen eingeschlossen – und die Niederlausitz (Lusizi) bereits seit 986 gehörten.
Auffallend für die Zeit des 11. Jahrhunderts ist, dass die weltlichen deutschen Herrscher, insbesondere die Kaiser Heinrich II. und Heinrich IV., das Bistum Meißen mit zahlreichen Güterschenkungen privilegierten. Die Gründe mögen einerseits in religiösen Erwägungen im Kontext mit der weiteren Durchsetzung der Christianisierung in den eroberten slawischen Gebieten östlich der Elbe liegen, und andererseits im machtpolitischen Kalkül des jeweiligen Landesherrn. Schon während der Zeit der Deutsch – polnischen Konflikte (1002 –1031) erhielt das Bistum im Jahre 1007 die erste Güterschenkung von König Heinrich II., dem späteren Kaiser in Form von drei Burgen (castella) im Milzenerland, der späteren Oberlausitz: Ostrusna (= Ostritz, südlich von Görlitz), Godobi ( = Göda, westlich von Bautzen) und das bis heute nicht lokalisierbare Trebista, das vielleicht im Burgward Dolgowitz (Gebiet um Löbau ?) zu vermuten ist.
Im Jahre 1071 stellte König und Kaiser Heinrich IV. in Meißen, der 1077 den verhängnisvollen „Gang nach Canossa“ vollzog, Bischof Benno eine Besitzurkunde (Diplomata) aus, in der er Görlitz (Goreliz) der Stiftskirche zu Meißen übereignete. (Görlitz entwickelte sich im 12. Jahrhundert zur nördlichsten Grenzburg Böhmens gegenüber Polen, insbesondere Schlesien).
Ein weitaus gewichtiger Anlass für den Aufenthalt des Kaisers in Meißen bildete seine Vermittlerrolle in dem Streit zwischen dem böhmischen und polnischen Herzog um Schlesien. Damals (1075) belehnte Kaiser Heinrich IV. den böhmischen Herzog Vratislav mit der Mark Meißen und den Ländern Bautzen und Niederlausitz.
Des Weiteren erhob Heinrich IV. Herzog Vratislav für seine treue Gefolgschaft im Kampf gegen die Fürstenopposition zum König von Böhmen (1085). Damit war der Grundstein für eine Jahrhundertelange Bindung der Oberlausitz an das Königreich Böhmen – allerdings mit Unterbrechungen - gelegt worden.
Im Jahre 1091 wurden die Besitzungen des Bistums Meißen vom gleichen Kaiser Heinrich IV. durch eine Schenkung von fünf Siedlungen erweitert, von denen sich vier im Burgward Seitschen (südlich von Göda, westlich von Bautzen) befanden. Leider konnten diese fünf „königlichen“ Siedlungen bis heute nicht lokalisiert werden. Die damals geschaffenen deutschen Burgwarde, die auf slawische „Vorgänger“ anknüpften, bewirkten „… aber eine völlige Neuordnung und Umgestaltung des betreffenden Gebietes … (und) erwiesen sich als … Ausbaugebiete“. Der Ausbau unserer Region erfolgte in einem längeren Prozess durch Rodung deutscher und teilweise slawisch-sorbischer Bauern.
Das Meißner Bistum betrieb dabei augenscheinlich „kirchliche Siedlung als Grenzschutz (gegen Böhmen, L.M.) … wie sie dann vor allem im Lauf des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts … praktiziert wurde“ (J. Bahlcke/ G.E. Schrage 2001, S. 58). Sowohl die Konsolidierung des Königreiches Böhmen als auch die Vergabe von Ländereien an das Bistums Meißen durch Heinrich IV. bewirkten in der Folgezeit ernste Differenzen zwischen beiden Feudalgewalten hinsichtlich ihrer Macht und des Einflusses in der Oberlausitz. Nach A. Meiche (1909, S. 314) zufolge, könnte es sich bei den letzten vier dem Bistum Meißen übereigneten Gütern um die Orte Cunewalde, Beiersdorf, Spremberg und Friedersdorf handeln. Er schlussfolgerte, dass „… der Bischof von Meißen seine (beschränkte) Herrschaft über die vier Dörfer Spremberg, Nieder-Friedersdorf, Beiersdorf und Cunewalde, die mit denen 1091von Kaiser Heinrich IV. derStiftskirche zu Meißen zugeeignet … scheinen“ und hob hervor: „Noch immer spricht … dafür, daß die Anzahl der Orte (4) übereinstimmt, daß bisher Art und Zeit der Erwerbung jener meißnischen Enklave durch das Bistum völlig unbekannt waren, endlich daß das Besitzrecht der Bischöfe dort durch die landvogteiliche Obergerichtsbarkeit (Böhmens, L. M.)beschränkt war, wie es bei der Lage des kleinen Güterkomplexes mitten in einem königlichen Burgward … ganz begreiflich ist.“
Da die Quellenlage nicht ausreichend ist, Alfred Meiches aufschlussreiche Erkenntnisse zu bestätigen, können wir leider auch nicht das Gründungsdatum des urkundlich erstmalig erwähnten Dorfes Spremberg (1242) um 151 Jahre auf 1091 zurückdatieren.
Aus meiner Sicht wäre denkbar, dass das vor 1242 namenlose Spremberg jedoch seit 1091 real eine Enklave des Bistums Meißen in Form eines Wirtschaftsgebietes bildete, indem später Spremberg als Waldhufendorf angelegt wurde und somit „… abgetrennt vom eigentlichen Stiftsgebiet mit Beiersdorf allein hinten in den Bergen als Trennstück (lag)“ (W. Heinich 1918, S. 14). Im Kontext des weiteren Landesausbaus der Oberlausitz ist festzustellen, dass auch die böhmischen Könige dem Bistum Meißen Landbesitz schenkten. Die Dotierung der Meißner Bischöfe mit Grundbesitz hatte aber letzten Endes die Verkleinerung des Reichsgutes zur Folge.
„Es wurde im Lauf der Zeit durch stetige Lehensvergabe an weltliche Vasallen sowie durch Schenkungen an geistliche und weltliche Herrschaftsträger stark vermindert, so dass im 12. Jahrhundert die großen Wälder als Relikte dieses ehemaligen Reichsgutes übrig geblieben sind“ (J. Bahlcke/G.E. Schrage 2001, S. 65).
Wie zuvor bemerkt, setzte in jener Zeit eine enorme Rodungs- und Siedlungsbewegung zum Landesausbau unserer Heimat ein, die sowohl durch die böhmischen Herrscher als auch die Bischöfe von Meißen gefördert wurde. Dieser dynamische Prozess führte einerseits zur Kooperation und andererseits zum Konkurrenzkampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Diese Periode, in der Geschichte als feudale deutsche Ostexpansion bzw. –kolonisation oder Ostsiedlung bezeichnet, bedeutete für die Oberlausitz eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Im 12. Und 13. Jahrhundert kamen Bauern aus Franken und Thüringen als Kolonisten in die Oberlausitz und erschlossen durch Rodung gewaltige Flächen.
Während dieser Zeit entstand auch Spremberg als Waldhufendorf (Reihendorf) im Oberlausitzer Bergland, wie im folgenden Kapitel näher ausgeführt wird. Allerdings blieben die politischen Differenzen zwischen der böhmischer Krone und den Meißner Bischöfen weiterhin bestehen.
Literatur:
Bahlcke, Joachim (Hrsg.): Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2001.
Heinich, Walter: Spremberg. Versuch einer Ortsgeschichte des Kirchdorfs Spremberg in der sächsischen Oberlausitz. Spremberg u. Schirgiswalde 1918.
Mohr, Lutz: Die „Oberlausitzer Grenzurzkunde“ von 1241 aus der Sicht des Neusalzaer Juristen und Heimatforschers Gustav Hermann Schulze (1833-1901) und der älteren und modernen Forschung. In: Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Sprembergs Vergangenheit und Gegenwart, Band 4. Bearbeitet und herausgegeben von Günter Hensel. Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e. V. und Interessengemeinschaft Ortsgeschichte 2011, S. 29-50.
Meiche, Alfred: Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241 und die Burgwarde, Ostrusna, Trebista und Godobi. In: Neues Lausitzisches Magazin (NLM), Band 84, Görlitz 1908, S. 141-251.
Ders.: Der Burgward Schilani – ein Irrtum. In: NLM, Band 85, Görlitz 1909, S. 314-315.
Autor: Dipl.-Hist. Lutz Mohr

Hertwicus de Sprewemberch – der Lokator Sprembergs?

Hertwicus de Sprewemberch – der Lokator Sprembergs?
Von mehreren im Verlauf der Ostkolonisation gegründeten Waldhufendörfern im Oberlausitzer Bergland sind die Namen ihrer Lokatoren bzw. Siedelmeister bekannt. Das scheint mit dem urkundlich 1242 überlieferten Hertwicus oder Hartwicus de Sprewemberch auch für Spremberg der Fall zu sein. Hertwicus, über den nähere Lebensdaten kaum bekannt sind, lebte anscheinend in den Jahren von 1200 bis 1260. Es war jene Zeit, in der der hochgebildete Stauferkönig, später Kaiser Friedrich II. (1211- 1259), das Reich regierte. Hertwicus entstammte wahrscheinlich einer angesehenen bäuerlichen Familie aus Franken oder Thüringen, die im Rahmen der Siedlungsbewegung entlang des Oberlaufs der Spree in das waldreiche Oberlausitzer Bergland vordrang. Durch die umfangreichen bäuerlichen Rodungen deutscher Kolonisten zum Landesausbau der Oberlausitz, die sowohl durch die böhmischen Könige als auch die Bischöfe von Meißen gefördert wurden, entstanden somit „auf wilder Wurzel“ neue Siedlungen, die sogenannten Waldhufendörfer. Dafür waren die Lokatoren bzw. Siedlungsmeister verantwortlich.
„Diese Lokatoren waren in verschiedenen von der feudalen deutschen Ostexpansion erfassten Gebieten tätig.
Im Auftrag weltlicher und geistlicher Grundherren legten sie Dörfer an und hatten für die Ansiedlung einer genügenden Anzahl von Bauern zu sorgen. Dafür wurde diesen `Siedlungsunternehmern` größerer Hufenbesitz, Jagd- und Fischereibefugnisse sowie das Recht zugesprochen, eine Dorfschenke oder Mühle zu betreiben. Oft wurde der Lokator in dem von ihm gegründeten Dorf als Schulze (Schultheiß) eingesetzt, der gegenüber den dörflichen Bewohnern vor allem die grundherrlichen Interessen wahrnahm“ (J. Herrmann, Hrsg., 1985, S. 424).
So war das auch in Sprembergs Gründungszeit der Fall. Aus den mageren geschichtlichen Nachrichten lässt sich entnehmen, dass dieser Hertwicus einen Bruder namens Henricus de Cunewalde hatte. Beide Brüder, die wahrscheinlichen Siedelmeister und Dorfoberhäupter von Spremberg bzw. Cunewalde, das ebenfalls aus dieser Zeit als Waldhufendorf nachweisbar ist, müssen als Siedelmeister königlich-böhmische Beauftragte gewesen sein und demzufolge eine bedeutende Stellung besessen haben. Denn König Wenzel I. Premysl (1230-1243) berief sie als Bürgen zur Beurkundung der Übereignung des Dorfes Jauernick bei Ostritz an das Kloster St. Marienthal am 15. Juni 1242 nach Prag. (vgl. P. Döhler 1902, S. 16).
Das „de“ ist aber kein Adelszeichen, sondern bedeutet so viel wie „aus“ bzw. „von“ jenen Dörfern. Der Familienname des Hertwicus leitete sich demzufolge von „seiner“ Ansiedlung Spremberg ab, das „Spree am/im Berg“ oder „Spree um den Berg“ bedeutet. Daraus wäre zu schlussfolgern, dass Hertwicus und seine bäuerlichen Siedler das Dorf Spremberg schon einige Zeit früher – etwa um 1228 – angelegt hatten. Hertwicus lebte und wirkte in einer für die Oberlausitz politisch spannungsgeladenen Zeit, die durch Differenzen zwischen der böhmischen Krone und den Meißner Bischöfen hinsichtlich Grenzunstimmigkeiten und Gebietsansprüchen geprägt war.
Dieser langwierige Streit fand nach mehreren Feldvermessungen (1213, 1223, 1228) und dem plötzlichen Mongoleneinfall in Schlesien und der östlichen Oberlausitz im Frühjahr 1241 mit der Ratifizierung der so genannten „Oberlausitzer Grenzurkunde“ vom 7. Mai 1241 endlich einen gewissen Abschluss.
Neueste Forschungen zur Problematik führten zur Erkenntnis, das Spremberg im oberen Spreetal von den Landesvermessungen nicht betroffen war, weil es im Gegensatz zu heute keinen Grenzort im üblichen Sinne darstellte (vgl. L. Mohr 2011, S. 65).
Spremberg gehörte wie weitere Neusiedlungen politisch zwar zum Königreich Böhmen, bildete aber gemeinsam mit Beiersdorf, Cunewalde und Friedersdorf eine zinspflichtige wirtschaftliche Enklave des Bistums Meißen inmitten der böhmischen Oberlausitz. Auf Hertwicus de Sprewemberch ist sicherlich auch die mittelalterliche Flureinteilung des neuangelegten Dorfes zurückzuführen. Spremberg wurde mit 24 Königshufen (mansus regalis, 1 Königshufe = 47,736 ha), je zwölf nördlich und südlich der Spree, vermessen, die eine Fläche von insgesamt 1.146 ha ergaben (vgl. W. Heinich 1918, S. 20).
Da hier die Königshufe als mittelalterliches Flächenmaß Anwendung fand, ist es denkbar, dass Hertwicus als Dorfoberhaupt mit Geometern (Feldvermessern) des böhmischen Königs Wenzel I. oder seines Vorgängers Otakar I. (1197-1230) die Flureinteilung des Waldhufendorfes Spremberg vornahm.
Jeder Ansiedler bekam eine Wald- oder Hagenhufe zugewiesen, deren Größe zwischen ¼ und ¾ Königshufe schwankte, so dass die Dorf Flur am Anfang in 48 Stellen eingeteilt war:
46 Zinsbauern, 1 Richtergut (Kretscham) und 1 Kirchengut.
Südlich der Spree lagen die Güter der Hufner, und nördlich der Spree waren durch Teilungen in späterer Zeit Halbhufner ansässig geworden. Wenn bei der Ortsgründung alle Hufen mit Landwirten besetzt waren, kann Spremberg damals etwa 250 Dörfler gezählt haben, eine Anzahl, die sich bis zur Reformation kaum vermehrt haben wird, da von den Bauernsöhnen meist nur der Erbe heiratete (vgl. W. Heinich 1918, S. 28).
Danach verlieren sich die Spuren von Hertwicus de Sprewemberch, seines Bruders, und für die nächsten dreißig Jahre auch die Sprembergs im Dunkel der Geschichte. Der heutige Kretscham in der östlichen Stadtflur ist zwar jüngeren Datums, erinnert aber indirekt an die Gründungszeit des Ortes und dem Kretschmar, wie ein Lokator in der Oberlausitz auch bezeichnet wurde.
Die Besitzer des Kretschams besaßen zahlreiche Vorrechte und Einnahmen, die aus der Gründungszeit Sprembergs stammen. In einer Urkunde vom 21. Januar 1272 erscheint der Name des Dorfes Spremberg erneut. „Wir erfahren hier, dass es ein bischöfliches Zinsdorf war, dass es aber wie die anderen genannten Orte unter dem Landesherrn der Oberlausitz stand, also nicht zum eigentlichen Stiftsgebiet gehörte“ (W. Heinich 1918, S. 19).

Intermezzo in der Oberlausitz - Die Markgrafen von Brandenburg

Nach dem Tode König Wenzels im Jahre 1253 fand in der Oberlausitz erneut ein Machtwechsel statt:
Die askanischen Markgrafen von Brandenburg bekamen die „terra Budissin“, das Land Bautzen, also die Oberlausitz, von der böhmischen Krone entweder als Pfandbesitz oder als Heiratsgut der böhmischen Prinzessin Beatrix, König Wenzels I. Tochter, anlässlich ihrer Vermählung1243 mit Markgraf Otto III. von Brandenburg, übereignet. Jedenfalls beherrschten die Askanier die Oberlausitz danach offiziell von 1253 bis 1319, also immerhin 66 Jahre.
Demzufolge setzten die Brandenburger in Bautzen sofort ihre aus der Heimat mitgebrachten eigenen Vögte anstelle der bisherigen böhmischen ein. „Zwischen diesen Vögten und dem Meißner Domkapital kam es bald darauf zum Streit um Jurisdiktions- (=Justiz, L.M.) und Zehntrechte im Bautzener Land (eingeschlossen das Dorf Spremberg, L.M.), welche die betreffenden brandenburgischen Amtsträger für sich beanspruchten und an sich gerissen hatten.“ (J. Bahlcke/G.E. Schrage 2001, S.82).
Die durch Markgraf Otto IV. von Brandenburg vorgenommene Landesteilung in ein „Land Bautzen“ und ein „Land Zittau“ im Jahre 1268 ermöglichte eine effizientere Verwaltung der Oberlausitz. Da jedoch auch die Brandenburger Markgrafen wie zuvor die Könige von Böhmen parallel zu den Meißner Bischöfen Landesausbau im Bautzener Land nach dem Motto: „Herrschaft oder Siedlung“ betrieben, waren Konflikte zwischen den beiden neuen Rivalen vorprogrammiert. Im Jahre 1271 war die Situation derart kritisch, dass eine gerichtliche Entscheidung zwischen den strittigen Parteien fallen musste. „Es waren nämlich im gedachten Jahre zwischen dem Bischof von Meißen Witego I., Herrn von Kamenz …, und den Markgrafen Johann(es), Conrad und Otto von Brandenburg, damaligen Besitzern der Lausitz, Differenzen entstanden Bezugs der Gerichtsbarkeit, die sich die markgräflichen Vögte im Lande Budissin in Gütern des Stiftes Meißen angemaßt, und es hatte der Bischof in diesen Orten (darunter in Spremberg, L.M.) den Gottesdienst suspendiert“ (G.H. Schulze 1873, 1917, S. 13).
Der Streit beider Parteien wurde in Bautzen beigelegt und das Ergebnis in zwei Urkunden vom 21. Januar 1272 fixiert, die beide Seiten akzeptierten.
Die vereidigten adligen Schiedsmänner hatten dahingehend Übereinkunft erzielt, „… dass die Markgräflichen kein Recht und Gericht … auf des Bischofs von Meißen Gütern, Lehen oder Freiheiten (im Land Bautzen, L.M.) hätten, ausgenommen in sechs Dörfern: Müßzlatewitz (Meuselwitz oder Muschelwitz), Tüptiz (Kubschütz), Kruenwalde (Cunewalde), Beyersdorff (Beiersdorf), Sprewenberg (Spremberg) und Friedersdorff (Friedersdorf). Auch (wegen) des dem Stift Meißen zu liefernden Zehnten kam es … zum Entscheid, dass die Markgrafen versprachen , es sollten diese Abgaben dem Bischof nicht vorenthalten werden, der Bischof dagegen den bisher rückständigen Zehnten erließ und die Zusage gab, dass er des Schadens nicht weiter gedenken wolle, welcher dem Stift durch die Vögte des Markgrafen zugefügt worden sei“ (ebda, S. 13). Spremberg und Friedersdorf waren nunmehr als Lehen (Stiftsgut) der Bischöfe von Meißen bestätigt und rechtlich fixiert worden. Die Verwaltung des geistlichen Gebietes erfolgte durch Stiftsbeamte, aber es galt die markgräflich-brandenburgische Gerichtsbarkeit.
Von 1272 bis 1392 hüllte sich Spremberg für 120 Jahre erneut ins Dunkel der Geschichte, abgesehen davon, dass das Bautzener Land und damit auch Spremberg 1319 wieder zum Königreich Böhmen kamen.
Ab dem Jahr 1392 stellten nämlich die Könige von Böhmen wieder die Lehensbriefe für die Oberlausitzer Landadligen und damit auch für die Spremberger Grundherren aus. Als böhmische Lehensleute und Grund- und Gerichtsherrschaften für Spremberg sind aus jener Zeit die adligen Gebrüder Hans und Heinrich von Raussendorf (Rawsendorff) und Bernhard von Döbschütz (Döbschicz) urkundlich nachweisbar. Die von Raussendorfs, erklärte Gegner der in den nächsten zwei Jahrzehnten aufkommenden Hussitenbewegung in Böhmen (1415 bis 1436/37), sollten für die nächsten 150 Jahre die Geschicke der Dorfgemeinde Sprembergs bestimmen.
Literatur:
Döhler, Paul: Die Urkunden … zu St. Marienthal. In: Neues Lausitzisches Magazin (NLM), Band 78, Görlitz 1902
Heinich, Walter: Spremberg. Versuch zu einer Ortsgeschichte des Kirchdorfes Spremberg in der sächsischen Oberlausitz. Spremberg u. Schirgiswalde 1918
Herrmann, Joachim (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neiße vom 6. Bis 12. Jahrhundert. Ein Handbuch – Neubearbeitung. Berlin: Akademie-Verlag 1985
Mohr, Lutz: Die Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241 aus der Sicht des Neusalzaer Juristen und Heimatforschers Gustav Hermann Schulze (1833-1901) und der älteren und modernen Forschung. In: Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg. Band 4. Bearbeitet und herausgegeben von Günter Hensel. Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e.V. 2011, S. 29-50
Mohr, Lutz: Hertwicus de Sprewemberch. Kurzbeitrag für Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet (Mike Krüger), abrufbar seit 29. August 2010
Schulze. Gustav Hermann: Aus Neusalzas Vorzeit und die zweite Säkularfeier. Ebersbach: R. O. Gnauck 1917. Fotomechanischer Nachdruck: Neusalza-Spremberg: M. Voigt 1998
Autor: Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald
Mohr, Lutz: Die Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241 aus der Sicht des Neusalzaer Juristen und Heimatforschers Gustav Hermann Schulze (1833-1901) und der älteren und modernen Forschung. In: Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg.
Band 4. Bearbeitet und herausgegeben von Günter Hensel. Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e.V. 2011, S. 29-50
Mohr, Lutz: Hertwicus de Sprewemberch. Kurzbeitrag für Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet (Mike Krüger), abrufbar seit 29. August 2010
Schulze. Gustav Hermann: Aus Neusalzas Vorzeit und die zweite Säkularfeier. Ebersbach: R. O. Gnauck 1917. Fotomechanischer Nachdruck: Neusalza-Spremberg: M. Voigt 1998
Autor: Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald

Index bedeutender Objekte der Stadt Neusalza-Spremberg in der Natur.

Teil I: Berge und Gewässer

I. Berge:
1. „Schmiedesteine“ (359,5 m), sagenumwobene Felsformation (Granit), Ausläufer des Fuchsberges, auch „Klein Oybin“ genannt, wahrscheinliche mittelalterliche slawische Kultstätte, heute als Naturbühne genutzt;
2. „Fuchsberg“ (422 m), ausgedehntes Waldgebiet, höchste Erhebung Neusalza-Sprembergs, ehemaliger Steinbruch; 3. „Güttlerbüschl“ (365 m), Ausläufer des Hahneberges, kleiner Privatwald mit mysteriöser Gesteinsbildung, genannt „Thors“ - bzw. „Odins Amboss“, anscheinend jungsteinzeitliches Grab (Dolmen) oder „urgesellschaftliches Kalendarium“ um 3000 v.u.Z.
Anregung: Unterschutzstellung als ND;
4. „Hahneberg (410 m), ausgedehntes Waldgebiet, ehemaliger Steinbruch, Nachweis von Lamprophyr;
5. Großer Wald, auch „Koppritz-Wald“ oder „Freunds Kuppe“ genannt (440 m), ausgedehntes Waldgebiet, gehörte früher zu Spremberg, heute zu Oppach, ehemaliger Steinbruch, Nachweis von Lamprophyr;
6. „Hänscheberg“ (393 m), bewaldeter Doppelberg, ehemaliger Steinbruch, Skilift (seit 1981), Skihütte (seit 1986), „Alfred-Förster-Bank“ (seit 1997);
7. „Lindenberg“ (370,5 m), städtischer Friedhof, 1819 angelegt, 1899 Bau der Kapelle;
8. „Stadtberg“ (367,5 m), früher „Windmühlenberg“, zuvor „Galgenberg“ als Synonym der städtischen Richtstätte vor und nach 1700;
9. „Schießberg“ (341 m), ehemaliges Schießgelände städtischer Schützenkompanien früherer Zeit;
10. „Hutzelberg“ (343 m), ehemaliger Steinbruch, Nachweis von Lamprophyr, Spremberger Friedhof, angelegt 1862, heute ungenutzt, „Hutzelberg-Siedlung“, Baubeginn 1926;
11. „Spreepark“, Kerbsohlental bzw. Skala mit sagenumwobener „Teufelskanzel“ und höchster Erhebung, genannt „Sternberg“ (340 m), zahlreiche größere Findlinge im Flussbett, artenreiche Flora;
12. „Sonneberg“, auch „Wauers-Berg“ oder „Buchberg genannt (401 m) im sogenannten „Grenzwald“ nahe der tschechischen Grenze im Ortsteil Sonneberg, ehemaliger Steinbruch, Nachweis von Nephelinbasalt, artenreiche Flora;
13. Großer Findling „Hussitenstein“ hinter „Schwarzen Teich“ unmittelbar an tschechischer Grenze (Waldweg).
Berge im Ortsteil Friedersdorf:
14. Buchberg (395 m);
15. Wacheberg (385 m) mit sagenumwobenen „Schwarzen Felsen“ (Basaltkuppe);
16. Steinberg (384 m);
17. Ziegelberg (374 m);

II. Gewässer:

1. Spree, Gesamtlänge vom oberlausitzer Quellgebiet bis zur Einmündung in die Havel bei Berlin-Spandau ca. 400 km, Hauptwasserader der Stadt Neusalza-Spremberg und ihres Ortsteils Friedersdorf, Flusslänge nach ihren drei Spreequellen (Kottmar, Neugersdorf, Ebersbach) In Friedersdorf ca. 4,0 km, in Neusalza-Spremberg ca. 5,0 km und in der anschließenden tschechischen Wüstung Fugau (Fukov) 0,7 km, zeitweise Auftreten von Hochwasser, zuletzt November 2010, August 2010 Zerstörung von drei Spreeübergängen im Spreepark, Nachweis von 21 Spreebrücken in der Stadt Neusalza-Spremberg, davon 11 im Ortsteil Friedersdorf (nach E. Winkler);
2. Kothe, Länge 3,6 km, rechter Nebenzufluss der oberen Spree, Quelle im Friedersdorfer Hochmoor an der Flurgrenze zwischen Dürrhennersdorf, Schönbach und Friedersdorf, Einmündung beim „Reiterhaus“ in Neusalza-Spremberg;
3. Flössel, Länge 0,5 km, Bachlauf als Flurgrenze zwischen Schönbach und Neusalza-Spremberg, entspringt im Nassgebiet unterhalb des „Schwarzen Bruchs“ in Schönbach, Einmündung in die Kothe an der Löbauer Straße, oberhalb „Herrmann-Bauer“ beim ehemaligen Trinkwasser-Absetzbecken;
4. „Amselmühlgraben“, Länge ca. 1,25 km, entspringt einer Feuchtwiese unterhalb des „Großen Waldes“, durchfließt drei Teiche, Einmündung in Spree im Niederdorf von Neusalza-Spremberg, rechter Nebenzufluss der Spree;
5. „Niederspremberger Feldbach“, Länge ca. 0,75 km, Brunnenhäuschen in der Senke (1971 außer Betrieb), Quelle unterhalb des „Buchberges“ im Ortsteil Sonneberg, Einmündung in Spree am Verbindungsweg zwischen Grenzstraße und Taubenheimer Weg, linker Nebenzufluss der Spree;
6. „Sonnebergwasser“ bzw. „Neuspremberger Flössel“, Länge 1,9 km, Quelle im Ortsteil Sonneberg, Einmündung ins „Forellenflössel“ im Gewerbegebiet Neuspremberg bei Fa. Plastic concept GmbH, ehemals VEB Duroplast;
7. „Forellenflössel“, Länge 2,1 km, Quelle am Jüttelsberg (Jitrovnik) in Nordböhmen, durchfließt „Schwarzen Teich“
(8) als vereinigtes Gewässer, Einmündung in Spree im „Spreepark“, linker Nebenzufluss der Spree;
9. Wald-und Erlebnisbad Neusalza-Spremberg im Ortsteil Sonneberg, Baubeginn 1928, Inbetriebnahme 1935, Wasserzufuhr durch „Neuspremberger Flössel“, umfangreiche Sanierungsarbeiten zu DDR-Zeiten und nach der Wende, Neueröffnung 1995, Erlebnisbereich ca. 30.000 qm, Liegewiese ca. 5.000 qm, drei Wasserbecken, Gesamt-Wasserfläche 2.400 qm. Zwischen den Ortsteilen Sonneberg und Neuspremberg befinden sich mehrere Fischteiche, darunter „Scheibnersteich“
(10) und „Flachseteich“
Gewässer im Ortsteil Friedersdorf:
12. „Richterflössel“, Länge 3,2 km, Quelle am Friedersdorfer „Buchberg“, Einmündung in die Spree, linker Nebenzufluss der oberen Spree;
13. „Brückenteich“;
14. Ziegelteich (beide in Neufriedersdorf);
15. „Hänselteich“
; 16. „Schwetzerteich“ (beide östlich der Schulstraße).

Recherche u. Zusammenstellung: Dipl.-Hist. Lutz, Greifswald, korresp. Mitglied der IGO Neusalza-Spremberg

Index bedeutender Objekte der Stadt Neusalza-Spremberg in der Geschichte.

Teil II: Relevante Bauwerke

1. Sport- und Festhalle an der Schulstraße, Grundsteinlegung
2. November 1925, Einweihung 1. Juli 1928, Nutzung als Mehrzweckhalle, Neugestaltung und Anbau eines Funktionstraktes 2004, Inbetriebnahme 23./24. September 2005; Schulhort für Grundschüler (Bautzener Straße), zu DDR-Zeiten Kindergarten, zuvor Berufsschule, früher Spremberger Schule (1885-1928);
3. Mittelschule „Johann Heinrich Pestalozzi“, zu DDR-Zeiten Grund- und Polytechnische Oberschule (POS), Grundsteinlegung zur Zeit der Weimarer Republik 22. Juni 1927, Einweihung 18. Oktober 1928, umfangreiche Rekonstruktion 1991;
4. Privathaus an der Bahnhofsstraße, ehemaliges Rathaus der Stadt Neusalza-Spremberg von 1920 bis 1993, zuvor Spremberger Gemeindeamt (bis 1919). Hier wurde der juristische Zusammenschluss beider Kommunen am 15. Februar 1920 vollzogen.
5. Der Obermarkt und sein Ensemble, städtisches Hauptzentrum, zu DDR-Zeiten „Rudolf-Renner-Platz“, Gedenktafel nach der Wende entfernt, Bau der ersten Häuser 1670, beachtenswerte kleinstädtische Architektur, Rat- und Gewandhaus sowie Ratskeller, erbaut 1719; Marien-Apotheke, Ersterwähnung 1727, jetziger Besitzer Hans-Christian Scheibner; neuer Marktbrunnen (seit 1993), Großbrände (1856, 1889, 1908), Gedenktafel für den bedeutendsten Sohn der Kommune Johann George Schreiber (1676-1750) – Geometer, Kupferstecher, Kartograph, Verleger – an der Nordwand der Sparkasse. Die historische Leistung der Stadtgründungim Jahr 1670 gebührt dem protestantischen sächsischen Adligen Christoph Friedrich von Salza (nach 1605-1673);
6. Der Niedermarkt mit ehemaligem Hotel „Tuchatsch“, zu DDR-Zeiten Tanzlokal, seit der Wende ungenutzt, und vormaliger Molkerei Scholze sowie Schuhmacherwerkstatt Karl Voigt, später Druckerei Michael Voigt, zuvor Adler-Drogerie Pötschke, heute Druckerei Bachmann;
7. Ehemaliges Verlags- und Druckhaus von Louis Oeser an der Zittauer Str,. gegenüber Pfarramt, renomierter Oberlausitzer Verlag im 19. Jahrhundert, seit 1897 Gebäude des E-Werks, heute Wohnhaus;
8. Spremberger Kirche mit ihrem kulturgeschichtlichen Ensemble auf dem „Kirchberg“ (341 m), Hauptkirche der Stadt, historischer Vorläufer von etwa 1250, während der Hussitenkriege um 1430 abgebrannt, 1432 Wiederaufbau, Bau des heutigen Turmes von 1657 bis 1658 durch die Maurermeister Christoff Michel/Königswalde und George Paul/Ebersbach sowie Zimmermeister Simon Bischoff/Kunnersdorf, Anbau der Apsis 1665/66 durch Kirchenbaumeister Martin Pötzsch/Bautzen, Portalelemente aus dem 14. (Gotik) und 16. Jahrhundert (Renaissance), Abbruch und Neubau des Kirchenschiffes 1901/02 (Architekt Fritz Reuter, Dresden; Baumeister Fabian, Ebersbach), Kirchenschiff (Jugendstil), Altarraum (Barock), Epitaphe an der Außenwand der Apsis, alter Friedhof mit interessanten geschichtlichen Grabdenkmalen, angrenzendes Pfarrhaus und –garten, erbaut 1727/28, Denkmal für die im 1. Weltkrieges (1914-1918) gefallenen Spremberger unterhalb der Kirche.
Seit der Reformation in Spremberg (1555) bis zur Vereinigung mit der Kirchgemeinde Neusalza 1937 sind 24 Pfarrer nachweisbar, hinzu kommen die 11 Amtsträger von 1937 bis heute, dar. eine Frau (Susanne Berkerhoff, 2000-2003), also 35. Zählt man die 17 Neusalzaer Pfarrer hinzu, ergibt es 52 geistliche Amtsinhaber in der Geschichte Neusalza-Sprembergs, wobei die Geistlichen aus vorreformatorischer(katholischer) Zeit mangels unsicherer Quellenlage nicht berücksichtigt wurden. Die Magister Karl David Schuchardt und Christian Wilhelm Jänichen wirkten mit je 34 Dienstjahren von 1747-1781 bzw. 1809-1843 am längsten, danach folgten Franz Ferdinand Rietzsch mit 31 Jahren (1904-1935) und Philipp Stumpf mit 30 Jahren (1668-1698).
9. Kindertagesstätte (Kita) „Zwergenburg“, zu DDR-Zeiten Kulturhaus der Stadt, bis 1945 herrschaftliches Gutshaus (derer von Griegern), vormals Oberes Rittergut;
10. Ober-Mühle, einst Wassermühle, heute nicht mehr funktionsfähig, urkundliche Ersterwähnung 1558;
11. Neusalzaer Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“, schlichter Barockstil, als Exulanten - Kirche von 1674 bis 1678 durch Kirchenbaumeister Hans Sarn aus Bautzen erbaut, Turmbau 1769/70, bis 1800 Predigten in Tschechisch und Deutsch, bis um 1700 anscheinend auch in Ungarisch, bedeutendste geistliche Persönlichkeit Neusalzas: Stephan Pilarick (1615-1693) aus Orschawa (Nordungarn), heute Oscova (Slowakei), ev. Theologe und Philosoph, Exulant, Pfarrer der Kirchgemeinde Neu-Salza von 1674 bis 1693. Für die Kirchgemeinde Neusalzas sind von 1673 bis 1937 insgesamt 17 Pfarrer nachweisbar. Am längsten amtierte Johann Kleych, der Initiator des Turmbaus, mit 46 Dienstjahren (1752-1798), danach folgten Paul Friedrich Grunewald mit 39 Jahren (1876-1915) und Magister Wenzeslaus Niederwerffer mit 31 Jahren (1701-1732). An der Kirchenmauer (zur Lindenstraße) Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg (1914-1918) gefallenen Neusalzaer Bürger; nahe der Kirche (in der Kirchstraße) hohe Stele für die im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 gefallenen Neusalzaer, darunter den Jura-Studenten an der Leipziger Universität Richard Alexander Flohr.
12. Neues Rathaus, Kirchstr. 17, seit 1993, Mittelpunkt der Verwaltungsgemeinschaft (VWG) für die Stadt Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach (seit 1999), zu DDR-Zeiten Berufsschule für Schmiedelehrlinge, bis 1952 Amtsgericht und Gefängnis. Seit der Stadtgründung 1670 bis heute sind 29 für das Amt des Bürgermeisters vorgesehene Personen nachweisbar. Davon traten zwei das Amt nicht an, eine legte das Amt nieder und drei wurden des Amtes enthoben. Von den übrigen 23, dar. eine Frau (Ursula Naumann, 1956-1960), wirkten als Bürgermeister am längsten: Zacharias Neitzsch mit 36 Jahren (1715-1751), Carl Gottlob Hohlfeld mit 33 Jahren (1751-1784) und August Adolph Tuchatsch mit 29 Jahren (1856-1885).
13. Bahnhofsgebäude, erbaut zwischen 1872 und 1875, Eröffnung der Eisenbahn-Teilstrecke zwischen Sohland/Spree und Ebersbach/Sa. und des Bahnhofes „Neusalza-Spremberg“ am 1. Mai 1875. Enorme Vorarbeiten für den Anschluss beider Kommunen an das sächsische Eisenbahnnetz leistete dazu das „Komitee für Errichtung einer Eisenbahn für die südliche Oberlausitz“ unter Vorsitz des Neusalzaer Bürgermeisters August Adolph Tuchatsch und des Advokaten und Historikers Gustav Hermann Schulze.
14. Ehemaliges Postgebäude, Bautzener Str. 16, Nutzung seit 1864, postalisches Geschehen jedoch bis 1706 nachweisbar, Oktober 2004 Postamt der Stadt Neusalza-Spremberg seiner Bestimmung enthoben. Anmerkung: Die Nummerierung stellt keine Wertigkeit dar. Übersichten der ehemaligen und gegenwärtigen Unternehmen und Gewerbetreibenden Neusalza-Sprembergs sind in Vorbereitung.
Recherche u. Zusammenstellung: Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald, korresp. Mitglied der IGO Neusalza-Spremberg
(Lutz; die gesellschaftspolitisch bedeutenden Persönlichkeiten sollten (nach 1923/28 bis 1990)
eigentlich auch zusammengefaßt werden. z.B. wer war Rudolf Renner,
wer war Hermann Schulze (Sachsenhausenkomitee, weil dort im KZ eingesperrt),
Oskar Schniebs, Heinz Treibmann, Richard Hensel usw. usf.)
und nun zur Seite Abriss einer Ortsgeschichte