Neusalza-Spremberg

altes Spremberger Wappen aus dem Ortssiegel von 1909

Diese Stadt hat wohl die eigenartigste Geschichte deutscher Ansiedlungen


Aber im Sommer 2016 verlor sie an Ansehen, eigentlich recht schön angelegte Blumenrabatten sind verwildert, an innerstädtischen Einmündungsbereichen gedeihen sichtbehindernde Gewächse, bei einigen Einmündungen an der Talstraße treten durch zu hohe oder zu dichte oder unsinnig gesetzte Hecken Verkehrsgefahren auf und neuerdings werden schon Engstellen und Kurven zugepflanzt. Besucher seht euch vor, ob mit Rad oder PKW, Ihnen steht eine Abenteuerreise bevor.

Während der Regierungszeit Kaiser Friedrichs II. (1211 bis 1259) kamen Kolonisten aus Thüringen und Franken an den oberen Spreelauf, um hier zu siedeln. Deren bisher heimische Landschaft und das neue Land zeigten sich von lieblich angenehmer Seite. Gegenüber der alten Heimat war das Klima aber im Winter rauer und im Sommer feuchter. Irgendwie ergab sich die Gründung einer deutschen Ansiedlung beiderseits der Spree mitten im Slawischen.
Erkenntnisse der jüngeren Zeit verweisen darauf, dass während der Slawenzeit (600 - 1200 u. Z.) sogar die geschichtlichen Vorfahren der heutigen Skandinavier, die Wikinger, im 10. Jahrhundert kurzzeitig Nordböhmen und die südliche Oberlausitz als Krieger und Händler aufsuchten.
Es ist anzunehmen, dass Spremberg und weitere Waldhufendörfer im Oberlausitzer Bergland bereits zur Zeit des Grafen Wiprecht von Groitzsch (1055 - 1124) durch bäuerliche Rodungen entstanden. Der tatkräftige Adlige, der als böhmischer Regent über die Oberlausitz von 1085 bis 1124 herrschte, förderte maßgeblich die Ansiedlungen deutscher Kolonisten in seinem Territorium, obwohl die neuen deutschen Siedlungen urkundlich erst viel später erscheinen, so auch Spremberg (1242, 1272).
Lange, lange vor dieser Zeit war diese Gegend mit hoher Wahrscheinlichkeit schon von Menschen besiedelt.
Hierzu möchte ich etwas einfügen:
In der Gemeindeflur von Neusalza-Spremberg existiert ein Restwäldchen, das uns Kindern ab und zu bei Räuber- oder anderen Abenteuerspielen Unterschlupf gewährte, das 'Güttlerbüschl'. Die Kleinbäuerin Auguste Güttler wachte aufmerksam auf das Wäldchen, vor allem im Herbst, wenn sie mit dem Ochsen vor dem Kartoffel-Rodepflug und ihrem Mann die Erdäpfel erntete, das hier durch uns Kinder nicht gekokelt wurde.
Wer hätte schon vermutet, daß "unser Güttlerbüschl" etwas mit den Nebraer Ereignissen und der gleichnamigen bronzenen Himmelsscheibe gemeinsam hat.
Ein Findlingshaufen an der Hangkuppe hat vermutlich astronomisch funktionelle Beobachtungsmöglichkeiten wie die Bronzescheibe von Nebra und es könne ein Sonnenobservatorium oder ein Sonnenkalendarium sein. Seit dem 1. Juni 2009 gibt es die WWW-Adresse www.goetterhand.de von Ralf Herold, Vereinsfreund der Archäo-Astronomen der Volkssternwarte 'Bruno-H.-Bürgel' Sohland/Spree. Die erste hierzu informierende Veranstaltung fand am 21.Juni 2009 in der 'Trollstube' Neusalza-Spremberg vor vielen Interessierten statt.
Am 10. Juni 2010 wurde in der Sohländer Schulsternwarte ein weiterer Vortrag über neue Erkenntnisse zu diesem Thema und zu dieser Örtlichkeit durchgeführt und am 19. Juni, anlässlich der Sommersonnwende 2010, eine Radwanderung von Sohland zu 'Thors Amboss' - nach Neusalza-Spremberg '5000 Jahre in die Geschichte zurück' - organisiert. Hier waren über 30 Besucher vom 'Lichtspiel' des Sonnenunterganges beeindruckt.
Am 19. Juni 2011 führten die Sohländer Archäo-Astronomie-Intressenten eine weitere Radtour durch. Wegen regnerischem Wetter wurde die Planung korrigiert und früher gestartet. Hier war erstmals das MDR-Fernsehen mit einem Kamerateam des "MDR-Sachsenspiegel" vor Ort.
Demnach besitzt Neusalza-Spremberg mit 'Thors-Amboss' auch einen exakt funktionierenden mutmaßlichen "Sonnen-Kalenderstein" aus der Zeit vor mehr als 5.000 Jahren.
Als ich am 6. März 2015 das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale besuchte konnte ich eine dort ausgestellte Europakarte finden. Darauf war ersichtlich, das das bäuerliche (und vermutlich auch das astronomische) Wissen sowie Getreide, Hausttiere wie Schaf, Ziege und Rind etwa 7500 Jahren vor heute, innerhalb von etwa 2000 Jahren, aus dem Zweistromland stammend, unsere heimatliche Gegend erreichte.
Das bestärkte mich in der Annahme das steinerne Kalendarium könnte schon in dieser Zeit errichtet worden sein.
Meine Untersuchungen und Beobachtungen vom späten Frühjahr 2011 am Stein, zeigten auch sein Funktionieren zu Beltane oder Walpurgis, der Nacht zum 1. Mai. Beltane ist der höchste heidnische Feiertag im Jahreslauf und wird heute noch ausgelassen in Irland und Schottland gefeiert.
Das bislang nicht zugeordnete Sichtfenster zeigte uns nun auch beeindruckend das letzte Sonnenlicht am Abendhorizont zwischen 20. April und 5. Mai.
Somit ist diese Anlage nicht nur ein Bauernkalender sondern vermutlich auch eine heidnische Kultanlage. Das läßt auch die äußere Silhuette vermuten die einem Ei gleicht und somit einem uralten Fruchtbarkeitssymbol entspricht.
Die Beobachtung des letzten Sonnenlichtes am Horizont findet von einem grob-dreieckigen Findling südöstlich des Gebildes befindlich statt. Zu Beltane, zur Sommersonnenwende sowie zu Lugnasad wird das Spiel des Sonnenlichtes zum Sonnenuntergang durch eine vorhandne lichtbegrenzende 2 Meter lange Steinkluft,über diesen dreieckigen Findling blickend, beobachtet werden.
Fazit: Diese 'Sonnenuhr' fuktioniert noch genau so wie vor tausenden von Jahren. Geschichte ist auch das, was nicht auf Steinplatten, Stelen, Tontafeln oder in gedruckten Büchern geschrieben steht oder in Archiven dahindämmert.
Nun möchte ich meine "neugeschichtlichen" Darlegungen fortsetzen.

Die Gemeinde Spremberg wurde am 15. Juni 1242 erstmals urkundlich im Zusammenhang mit dem Kloster St. Marienthal erwähnt. Dort wird ein gewisser Hertwicus de Sprewemberch als Bürge und Lehnsmann des böhmischen Königs Wenzel I. benannt.
Dieser Hertwicus gilt als der wahrscheinliche Lokator (Siedelmeister) des späteren Waldhufendorfes Spremberg an der oberen Spree. Spremberg gehörte damals neben den Dörfern Beiersdorf, Cunewalde und Friedersdorf den Bischöfen von Meißen, die mit den böhmischen Königen als Landesherren der Oberlausitz wegen dieser Enklaven in Besitz- und Grenzstreitigkeiten lagen.
Spremberg wurde wie bereits erwähnt als Waldhufendorf beidseitig der Spree angelegt. Hierbei bildete die Spree die Grenze zwischen den nördlich liegenden Fluren mit steilem Anstieg sowie angrenzenden Hochebenen und den südlich liegenden flacheren. An Naturrohstoffen fanden die Siedler frisches Quellwasser, guten Boden, Lehm, Holz und Granit.
Während der Hussitenkriege in Böhmen und der Oberlausitz (1419-1436/37) wurde auch das Dorf Spremberg um 1430 heimgesucht und dessen damals bedeutende Kirche gebrandschatzt. Der Grund dafür war anscheinend, weil die damalige weltliche und geistliche Dorfobrigkeit, personifiziert durch den Grundherrn Sigmund von Raussendorff und den Pfarrer Friedrich von Raussendorff, als Gegner der Hussiten auftrat. Im Jahre 1432 war die Spremberger Kirche wieder aufgebaut worden. Die alteingesessene Adelsfamilie von Raussendorff besaß über 150 Jahre das Dorf Spremberg.

Nach dem Niedergang der Hussitenbewegung In Böhmen, der in den Schlachten von Brüx und Lipany (1434) endgültig besiegelt worden war, brachen etwa 25 Jahre später machtvolle Kämpfe zwischen dem böhmischen König Georg von Podiebrad, einst Anführer der hussitischen Kalixtiner, und dem katholisch ungarischen König Matthias I. Corvinus um die Krone Böhmens aus. Im Verlauf der Auseinandersetzungen konnte der Ungarnkönig die böhmischen Nebenländer, darunter auch die Oberlausitz, erobern, die ihm Im Frieden von Ölmütz (1479) vertraglich zugesprochen wurde. Somit kamen auch die bischöflich-meißnischen Zinsdörfer Spremberg und Friedersdorf für elf Jahre unter ungarische Herrschaft. Nach dem Tode von König Matthias I. (1490) fiel die Oberlausitz an Böhmen zurück.
Ungarische Belehnungen für Spremberger Grundherrschaften sind jedoch nicht nachweisbar.
Am nordöstlichen Zugang zur Ortenburg in Bautzen präsentierten ihn einst die Mächtigen, gegenwärtig wird das Steinbild durch ein Maschendrahtgitter vor Vogelschmutz geschützt.


Nach der Lutherischen Reformation 1517 wurde Spremberg relativ spät protestantisch, erst 1555.
Über einhundert Jahre später überließ der damalige protestantische Grundherr, Christoph Friedrich von Salza, von 1668 bis 1670 Exulanten aus Ungarn, Mähren und Böhmen das Bauernland in Spremberg, um sie hier anzusiedeln. Diese mussten der reaktionär-katholischen Gegenreformation ausweichen, um nicht in ihren Heimatländern das Leben zu verlieren.
Nach dem Ende des 30jährigen Krieges 1648, mit seinen spürbaren Folgen für die Gemeinde geschah etwas völlig neuartiges. Für eine Stadtanlage wurden die Flure zweier "wüster Landgüter", das "obere" und das "niedere wüste Gut" zur Besiedlung freigegeben. Bald begann eine rege Bautätigkeit auf den Fluren der künftigen Kleinstadt, deren Gründungsurkunde am 12. Januar 1670 durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. unterzeichnet wurde.

Somit entstand eine Stadt mitten im Dorf

Friedrich von Salza legte großen Wert auf die Ansiedlung von Handwerkern und Händlern. Daher wurden Straßen und Plätze Neusalzas in geometrischer Regelmäßigkeit angelegt. Es entstanden zwei Plätze, um Märkte abzuhalten, der Ober- und der Niedermarkt.
Mit der Gründung und weiteren städtischen Entwicklung Neu-Salzas entstand folgerichtig auch das Gerichtswesen. Bereits der adlige Stadtgründer stifte am 2. Januar 1672 das Gerichtsbuch für Neu-Salza, und im August 1673 folgte eine Gerichtsordnung, die auf der "kurfürstlich-sächsischen Gerichts-, Polizei- und Taxordnung" aufbaute. Damit in Verbindung wurde auch eine 'Scharfrichterei' geschaffen, deren Inhaber über einhundert Jahre in Neu-Salza wohnten und wirkten. Im Städtchen fanden gar zwei Hinrichtungen statt: 1697 eine Enthauptung auf dem Obermarkt und 1700 eine durch den Strang am städtischen Galgen auf dem 'Stadtberg'. Das Grundstück der ehemaligen Scharfrichterei ist mit dem an der Bautzener Str.16 identisch, auf dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das 'Postamt Neusalza-Spremberg' entstand.

Das Dorf Spremberg begann sich auseinander zu siedeln. Die Ortsteile Neuspremberg und Sonneberg  entstanden später. Somit wurde die junge Stadt Neu-Salza von Sprembergern "umsiedelt".
In den vergangenen Jahrhunderten kam es oft zu verheerenden Bränden. Häuser um den Obermarkt brannten reihenweise herunter und wurden immer wieder aufgebaut. Das letzte große Feuer betraf die Gastwirtschaft "Zum Kronprinz",die jetzige Baulücke und Straße nördlich der Sparkasse.
Dem Broterwerb diente hauptsächlich die bäuerliche Wirtschaft, der Salzhandel, der Granitabbau und dessen Bearbeitung, die Bierbrauerei, das Wind- und Wassermüllergewerbe, Tuchmacher, Zimmerei, Schmiede, der Flachsanbau sowie die daraus mögliche Leineweberei sowie die Verleger, auch Fleischer, Bäcker, Schuhflicker und Schuhmacher, Schneider und Kaufleute.
Örtlichkeiten des Granitabbaues finden die Wanderer noch auf dem Sonneberg oder Buchberg, dem Hahneberg, dem Fuchsberg und dem Großen Wald. Die ehemaligen Steinbrüche wurden bislang nicht saniert, Gefahrenstellen sind nicht mehr gekennzeichnet und ehemalige Unfallschutzgerätschaften sind längst verrottet.
Selbstverständlich gehörten zu den Gewerbetreibenden
(Diese sorgten, für sich gewinnbringend, um den Verkauf der Leinwandstoffe, der Beschaffung feiner Zwirne und Garne für einige Hausweber und trugen gleichzeitig zur Verarmung und Abhängigkeit der Hausweber bei.)
Die Leineweber waren als Häusler mit Kleinvieh, um sich und der Familie ein bescheiden-ärmliches Überleben zu sichern, in der Geschichte deutschlandweit bekannt geworden.
Gerhart Hauptmann verewigte dieses Elend im Theaterstück 'Die Weber'.
Wer keinen Bauernhof erbte oder kein Häusler werden konnte oder wollte, verließ den Ort in die umliegenden Städte, wie Dresden, Bautzen, Löbau oder Zittau. Manch einen verschlug es bis Leipzig, Greifswald, Berlin oder Hamburg. Dazu gehörte auch Johann George Schreiber - der später bekannte sächsische Kartograph, Geometer und Verleger.

Spremberg und Neusalza - auch zwei uralte Straßenknoten?

Im Mittelalter hatte Spremberg als Bauerndorf und Kirchspiel keine geringe Bedeutung.
Am Ende des 16. Jahrhunderts entstand das erste Spremberger Schulhaus - ein Holzbau - als Kirchschule (1598), und als erster Lehrer und Küster (Kantor) in Spremberg ist Valentinus Eichhorn von 1578 bis 1624 urkundlich bezeugt.
Es führten wichtige Straßen durch die Gemeinde bis in die Städte Zittau, Bautzen, Löbau, Rumburk und Prag, sowie Stolpen und Dresden.

Die westliche und südliche Grenze Sprembergs ist Ausland: Böhmen mit dem Schluckenauer Zipfel.
Somit liegt die Stadt Neusalza-Spremberg am südöstlichen Rande Deutschlands.
Der westliche Nachbarort war Fugau (Fukov). Dieser tschechische Ort wurde 1945/1946 von Sudetendeutschen "gesäubert" bzw. entsiedelt (delogiert) - d.h. sie wurden einfach vertrieben. Im Herbst 1960 wurde der entvölkerte Ort von der tschechischen Armee pioniertechnisch liquidiert und eingeebnet.
Inzwischen gehört Tschechien zum "Schengener Vertragsgebiet". Nun kann man jederzeit auf den entsprechend beschilderten Wanderwegen oder Straßen über die Grenze wandern, Rad- oder teilweise Autofahren.

Das Spremberger Kirchspiel hatte im Mittelalter während der katholischen Zeit größere örtliche Bedeutung. Wie erwähnt wurde es erst 1555 reformiert, und aus den böhmischen Orten Fugau (Fukov), das heute eine Wüstung ist, Georgswalde (Jiřikov) und Königswalde (Kralovštvi) kamen vormals die katholischen und nach der Reformation die evangelischen Gläubigen über extra angelegte "Kirchsteige" zu den hohen Festen in die Spremberger Kirche.

Fremde Mächte in Spremberg und Neu-Salza

Weniger bekannt sein dürfte, dass im Gründungsjahr des Städtchens Neu-Salza (1670) der spätere sächsische Kurfürst, König von Polen und Großfürst von Litauen, August der Starke, in Dresden geboren wurde. Der barocke Herrscher, der Sachsen seit 1694 und Polen und Litauen in Personalunion seit 1697 regierte, galt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Der Monarch war Genussmensch, Frauenheld und Kunstmäzen zugleich und ahmte in Prachtentfaltung und Luxus den französischen König Ludwig XIV. nach. Seine politischen und militärischen Machtambitionen sowie verschwenderische Hofhaltung bürdeten den sächsischen Untertanen jedoch zusätzliche Lasten und Steuern auf. Mit dem Eintritt Sachsens in den verhängnisvollen 'Nordischen Krieg' holte sich August selbst das Kriegsgeschehen in das Land: Die Truppen des gegnerischen Königs Karl XII. von Schweden fielen aus dem Ostseeraum kommend in Sachsen ein und drangen in den Jahren 1705 bis 1707 gar bis in die Oberlausitz vor. Dabei besetzten sie auch Spremberg und Neu-Salza. Die Einwohner der Gemeinden hatten nun die sogenannten "Schwedengelder" aufzubringen. Um drohenden Gewaltmaßnahmen der Nordländer zu entgehen, verpfändete das Dorf Spremberg seinen Gemeindefiebig an die Kirche und lieh sich Geld, das von den Bauern als Hypotheken auf ihre Güter übernommen werden musste. Es gibt keine Nachrichten darüber, ob der dreifache Herrscher August der Starke je in Spremberg oder Neu-Salza weilte, dafür aber zwei seiner höchsten Staatsbeamten: Die Freiherren Ludwig Gebhardt von Hoym und Carl Heinrich von Hoym. Sie waren die Grund- und Gerichtsherren sowie Kirchen- und Schulpatrone beider Kommunen in den Jahren 1698 bis 1711 bzw. 1711 bis 1736.
Im Jahre 1686 entstand die erste Schule in der jungen Stadt, als erster Lehrer und Organist ist der böhmische Exulant Matthias Knöchel bezeugt, der hier von 1679 bis 1687 lebte und wirkte. Er gehörte zu den ausgewiesenen Glaubensgefährten des bekannten protestantischen ungarischen Pfarrers und Philosophen Stephan Pilarick , der mit ihm Asyl in Kursachsen fand und von 1674 bis 1693 der erste Pfarrer der Exulantenstadt Neu-Salza war.

Die geschichtlichen Eigenheiten der Stadt sind jetzt noch für Gäste der Stadt an den zwei Kirchen ersichtlich.
Die Neusalzaer Kirche ist beheizbar, die Spremberger nicht. So ist für jede Jahreszeit und Gelegenheit eine Kirche vorhanden.

Im 18. Jahrhundert trieb der böhmische Räuberhauptmann Johannes Karaseck in der südlichen Oberlausitz sein Unwesen. Er soll auch eine Nacht auf Dächern Neusalzas zugebracht haben. Als man ihn schließlich verhaftete und nach Bautzen zur Ortenburg schaffte, führte dessen letzter Weg auch durch die Stadt Neusalza und die Gemeinde Spremberg. Er passierte unter anderem den Heidelbergweg, einen Teil der historischen 'Kaiserstraße', die einst von Prag über Georgswalde (Jiřikov) nach Bautzen durch (die spätere Stadt Neusalza und) Spremberg führte.

Seit 2003 kreist die Nachricht über der Kleinstadt, Karl May - der "Winnetou-Vater", habe eines seiner ersten literarischen Werke 'Die Rose von Ernsthal' in Neusalza bei der Druckerei Oeser als eine Art Trivialliteratur - ungebundene Folgefaltbögen - drucken lassen. Der Verein Ortsgeschichte Neusalza-Spremberg's grub diese historische Tatsache aus und das scheint zu stimmen, denn 1874 wurde dieser erste Druck beim Amtsgericht Neusalza vermerkt.

Verkehrsanbindung, technische Revolution, moderne Logistik, Elektrifizierung

Im Jahre 1875 wurde das Eisenbahnteilstück Ebersbach - Sohland, ein Abschnitt der jetzigen Strecke Zittau - Dresden eröffnet. Der Bahnhof liegt auf Spremberger Flur und erhielt den Kompromißnamen Neusalza-Spremberg. Bei der Weiterführung der Strecke bis nach Sohland, wurde tschechisches Hoheitsgebiet durchquert, gegenwärtig fahren die Züge nach wie vor durch den "Fugauer Sack".
Schon 1897 hatte Neusalza das erste Elektrizitätswerk der Oberlausitz.
Von hier aus wurden angrenzende Gemeinden bis Neugersdorf mit elektrischem Strom versorgt.
Im Ortsteil Neuspremberg soll um die Jahrhundertwende ein über 40 Meter tief liegendes Braunkohlenflöz festgestellt worden sein, welches aber mit den fast gleichzeitig in geringerer Tiefe gefundenen Braunkohlelagerstätten um Hirschfelde an wirtschaftlicher Bedeutung verlor.

Das Vereinigungsjahr 1920 und später

Am 15. Februar 1920 wurde die Gemeinde Spremberg mit der Stadt Neusalza vereinigt und erhielt den amtlichen Ortsnamen Neusalza-Spremberg.
Nachdem bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts drei kleine Schulen in Neusalza-Spremberg bestanden, die den gewachsenen pädagogischen Erfordernissen nicht mehr entsprachen, erfolgte am 22.Juni 1927 die Grundsteinlegung für eine große und moderne Zentralschule. Sie wurde am 18. Oktober 1928 feierlich eingeweiht und erhielt später den Namen des bedeutenden Schweizer Pädagogen und Sozialreformers 'Johann Heinrich Pestalozzi' verliehen. Den Entwurf für den Schulneubau fertigten die Architekten Tost aus Stuttgart und Schiffner aus Zittau an. (Der artverwandte Baustil ist an den Schulen Dürrhennersdorf, Großpostwitz und Olbersdorf/ Zittauer Gebirge zu erkennen.)
Die Erd-, Maurer- und Zimmermannsarbeiten erfolgten durch die Neusalza-Spremberger Firmen Güttler und Henke. Die Lehrer dieser Schule unterrichten gegenwärtig nach dem sächsischen WTH-Profil (Wirtschaft, Technik, Haushalt) die Kinder Neusalza-Sprembergs und Friedersdorfs. Des Weiteren hat sie seit Herbst 2002 die Realschüler der Nachbargemeinde Oppach und seit 2003 die der Gemeinden Beiersdorf, Schönbach und Dürrhennersdorf aufgenommen.
Zu DDR-Zeiten war sie u.a. eine Polytechnische Oberschule (POS). Hier finden Sie diese Realschule / Mittelschule im Internet.
Eine ehemalige Fabrikantenvilla wurde als Schulhort bis 1991 genutzt. Nach Verfall befindet sich der ehemalige 'Hort' heute wieder als Wohngebäude in einem ansehnlichen Zustand.

Im Jahre 1934 wurde im Nachbarort Oppach ein Mädchen namens Annelies geboren, welches die Kindheit in Neusalza-Spremberg verbrachte und im reifen Alter dieser Stadt ein literarisches Denkmal setzte. Die Kleinstadt "Spreetal" wird im Roman "Katzenmilchjahre" mit allen Schrulligkeiten und Sturheiten Oberlausitzer "Nischel" humorig mit gezwinkertem Auge dem interessierten Leser vorgestellt. 2004 veröffentlichte Annelies Schulz 'Mein Kindheitshaus', als Nachfolgeroman zum Werk 'Katzenmilchjahre'. Hier erhalten Örtlichkeiten und Personen ihr wahres Gesicht und ihre Namen, werden vorgestellt und nach dem Lesen erster Zeilen tritt der Fesselungseffekt ein. Da die Romangestalten mundartliches mutterwitzig wiedergeben und die faschistische Ära Neusalza-Sprembergs aus der Erinnerung auftaucht und warnt, erlangen die vielen Episoden bleibenden volkstümlichen und heimatkundlichen Wert. Seitdem ist Frau Schulz vielerorts mit Buchlesungen aufgetreten und inzwischen sachsenweit beliebt.
2013 erschien ihr Roman "Abschied vom Kindheitshaus" - eine ganz intime Erinnerung bewegter und wirrevoller Nachkriegsjahre.
Ganz nebenbei: Für das DFF (Deutscher Fernsehfunk - DDR-Fernsehen), nun für die Volksschauspielerin Agnes Kraus, schrieb sie zwei Drehbücher. Die Fernsehfilme "Die Gäste der Mathilde Lautenschläger" und "Wenn ick nich wär" wurden 1981 bzw. 1983 beim DFF ausgestrahlt.

Nach dem Ende des II. Weltkrieges stieg in den Jahren 1944 - 1945 die Bevölkerung rasch an. Bis 4.200 Einwohner teilten sich den vorhandenen Wohnraum. Die Menschen wohnten beengt und bescheiden. Schlesische, ostpreußische und sudetendeutsche "Aussiedler" fanden hier zeitweilig oder für immer eine zweite Heimat. Es war bis 1989 zu verzeichnen, daß gerade aus dieser Einwohnergruppe viele in die BRD zu den inzwischen dort seßhaft gewordenenen Verwandten abwanderten, bis August 1961 ohne große Umstände, dannach war das etwas komplizierter. Ebenso "rückten Einheimische", nach der Begehung strafbarer Handlungen aus Angst vor Strafe "ab". Wer heimatverbunden, also hier verwurzelt ist, bleibt solange es geht.

Neusalza-Spremberg liegt landschaftlich reizvoll im Mittellausitzer Bergland eingebettet und wurde vor allem seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts als Urlaubsort für ökologisch belastete "Flachländer" bekannt. Von hier aus kann man Tagestouren in die Sächsische Schweiz, das Zittauer Gebirge oder an die Kleine Ostsee bei Hoyerswerda (Mauckendorf / Knappenrode / Groß Särchen) unternehmen. Diese Örtlichkeiten liegen allesamt nur etwa 40 bis 50 km entfernt.
Also ist und bleibt Neusalza-Spremberg ein Erholungsort für mobile Schwimmer, Surfer, Bergsteiger und Wanderer.

Der Ort selbst lässt sich an einem Tag umwandern. Viele Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein.
Der Radwanderweg Zittau-Bayreuth führt durch den Ort. Dieser bindet sich in Sohland/Spree an den 'Spree-Radwanderweg' nach Berlin ein.

Die gegenwärtigen klimatischen Veränderungen wirken auch im oberen Spreetal. Vögel brüten zweimalig, die Blüte der Sträucher und Bäume tritt immer früher ein und der Wassermangel der Spree wird von Jahr zu Jahr deutlicher. Insekten, die eigentlich nach Norditalien oder Nordafrika gehören (Taubenschwänzchen, Wollschweber) treten stärker auf und bereichern den Speiseumfang der Vögel. Im Frühjahr 2007 hat eine Füchsin sogar ein ungenutztes Abwassersystem eines abgewickelten Textilbetriebes zum Bau erkoren. Ein Wurf mit 5 Welpen sorgte 2007 für zusätzliche Abendunterhaltung tierliebender Menschen an der Spree. Die Urbanisierung der Wildtiere ins menschliche "Paradies" lässt sich nicht aufhalten.

Nach der politischen Wende in der DDR 1989 und nach dem Beitritt der "Noch-DDR" zur BRD 1990 begann der schmerzhafte Weg der Betriebsabwicklungen und damit der Arbeitslosigkeit. Kein volkseigener Betrieb (VEB) Neusalza-Sprembergs überstand diesen Prozess.

Der 'VEB Duroplast' wurde privatisiert und liefert jetzt vorwiegend der Autoindustrie zu. Der ehemalige Werkzeugbau dieses Betriebes besteht durch Initiative einiger Fachleute in Schönbach und Neusalza-Spremberg, sowie Ebersbach-Neugersdorf fort.
Vom großen Textilunternehmen Lautex Neusalza-Spremberg verblieb eine Industriebrache an der Heinrich-Heine-Straße und es ging ein Handelszentrum an der Bautzener Straße hervor. Der restliche privatisierte Teilbetrieb konfektioniert und handelt mit Textilerzeugnissen je nach Auftragslage flexibel und marktangepasst. Der ehemals Metall veredelnde Betrieb, die Feuerverzinkerei an der Umgehungsstraße, wurde 2011 abgerissen. Das ehemalige Landtechnikunternehmen KfL (MTS) an der Löbauer Straße wird als Landtechnik-Handelsunternehmen privatisiert weitergeführt.
Der europaweit bedeutsame Internet-Reseller 'All-Inkl.com'(IT-Unternehmen) hat einige Unternehmensteile in Friedersdorf und Neusalza-Spremberg installiert.

Die lauthals versprochenen "blühenden Landschaften" zeigen sich hierzulande als 'verkümmerte Kleingärten' und die angekündigten "Leuchttürme" schwebten als Glühwürmchen und 'bunt schillernde Seifenblasen' aus der Oberlausitz davon. All' dieses trug nicht zur Verjüngung der Kleinstadt bei. Dem entgegen steigt das Durchschnittsalter unentwegt an und die Einwohnerzahl sinkt.
Gegenwärtig zeigen sich große Veränderungen im Staate, das Parlament verkam zur Anwaltskammer, Theologen regeln Ökonomie und Gier erfolglos mit Scheinheiligkeit und Vernunft wurde des Landes verwiesen. Am Tage, an dem sie wieder entdeckt und als wichtig akzeptiert wird, kommt das böse Erwachen und die Scham vor Einfältigkeit, der eigenen Unwissenheit und Unvollkommenheit und deren praktischer Folgen.


Die "nützlichen Idioten" haben ihre Rolle zur "rechten Zeit" vor 25 Jahren gespielt. Jetzt belächelt man sie, später sicherlich auch noch verachtet.

Diejenigen, deren Biografien zu Millionen und aber Millionen gelöscht wurden, werden sich besinnen und gleiches denen anlasten, die es dereinst so entschieden. Denen aber, die sich unverschämt, egoistisch und säuisch benahmen, werden die süßen Früchte von Zornigen zertreten werden.



Der tschechische Dramaturg und Schriftsteller Karel Čapek beschrieb zu seiner Zeit (1938) eine Situation, die nach über 20 Jahren deutscher Einheit aktueller denn je ist:
(Zitat aus ISOR-Aktuell (Sozialverband ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe der DDR), Monatsschrift; Heft 11/2010; S.4)

   

 "Ja, es hat sich vieles geändert,
  aber die Menschen sind die gleichen geblieben;
  nur wissen wir jetzt besser, wer wer ist.

  Wer anständig ist, war immer anständig;
  Wer treu war, ist es auch jetzt,
  Wer sich im Wind dreht, der hat sich auch
  früher mit dem Wind gedreht.

  Wer denkt, jetzt sei der Augenblick gekommen,
  der hat auch früher nur an sich gedacht.

  Niemand wird ein Überläufer, der nicht einer war.

  Wer zum Glauben wechselt, der hat keinen.
  Eine harte Prüfung ist auch eine harte Erkenntnis."

   

Für die fachliche Bearbeitung meiner geschichtlichen Abhandlung und entsprechende Ergänzungen bin ich meinem Schulkameraden, Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald, gebürtiger Neusalza-Spremberger, dankbar.

Verwendete Literatur:
1. Engel, Gottfried: 500 Jahre Fugau (1460-1960), Band I: Chronik Fugau. Zittau: Eigenverlag des Verfassers 2004; Band II : Chronik/Bildband Fugau, ebenda 2006.
2. Hensel, Günter (Bearbeiter): Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Sprembergs Vergangenheit und Gegenwart, Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e.V., Interessengemeinschaft Ortsgeschichte (IGO) Band 4, Neusalza-Spremberg u. Dresden 2011.
Beim Zeitschriftenhandel Nitschke und im Reiterhaus noch vorrätig.
3. Heinich, Walter: Spremberg. Versuch zu einer Ortsgeschichte des Kirchdorfes Spremberg in der sächsischen Oberlausitz. Spremberg u. Schirgiswalde 1918.
4. Leupolt, Gunter (Bearbeiter): Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg, Bände 1 - 3. Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e. V. 1999, 2004 u. 2007.
5. Mohr, Lutz: Historischer Abriß der Stadt Neusalza-Spremberg in der Oberlausitz. Von den Anfängen bis zum Beginn des 20.Jahrhunderts. Zum 750-jährigen Jubiläum der Muttergemeinde der Stadt Neusalza-Spremberg, SPREMBERG. (Manuskript maschschr., vervielf.). Greifswald u. Neusalza-Spremberg 1976/77.
6. Schütze, Theodor (Hrsg.): Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar. Werte unserer Heimat, Band 24. Berlin: Akademie-Verlag 1974.
7. Herrmann, Joachim u. a.: Deutsche Geschichte in zwölf Bänden,&xnbsp;Band 1. Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1982
8. Hermann, Joachim, Hrsg.: Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik, 2 Bände, Band 1: Archäologische Kulturen, geschichtliche Perioden und Volksstämme. Leipzig/Jena/Berlin: Urania-Verlag 1989
9. Winkler, Eberhard: Welches Geheimnis umgibt das Güttlerbüschl? In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach., 16/2011/3, S. 6.
Des Weiteren:
Abhandlungen über die Ortsgeschichte, die nach 1999 erschienen sind und eigenes Erleben sowie Kontakte mit ungenannten und noch lebenden Persönlichkeiten.