Während der Regierungszeit Kaiser
Friedrichs II. (1211 bis 1259) kamen Kolonisten aus Thüringen und Franken an den oberen Spreelauf, um hier zu siedeln.
Deren bisher heimische Landschaft und das neue Land zeigten sich von lieblich angenehmer Seite. Gegenüber der alten Heimat war das
Klima aber im Winter rauer und im Sommer feuchter. Irgendwie ergab sich die Gründung einer deutschen Ansiedlung beiderseits
der Spree mitten im Slawischen.
Erkenntnisse der jüngeren Zeit verweisen darauf, dass während der Slawenzeit (600 - 1200 u. Z.) sogar die geschichtlichen
Vorfahren der heutigen Skandinavier, die Wikinger, im 10. Jahrhundert kurzzeitig Nordböhmen und die südliche
Oberlausitz als Krieger und Händler aufsuchten.
Es ist anzunehmen, dass Spremberg und weitere Waldhufendörfer im Oberlausitzer Bergland bereits zur Zeit des Grafen
Wiprecht von Groitzsch (1055 - 1124) durch bäuerliche
Rodungen entstanden. Der tatkräftige Adlige, der als böhmischer Regent über die Oberlausitz von 1085 bis 1124 herrschte,
förderte maßgeblich die Ansiedlungen deutscher Kolonisten in seinem Territorium, obwohl die neuen deutschen Siedlungen
urkundlich erst viel später erscheinen, so auch Spremberg (1242, 1272).
Lange, lange vor dieser Zeit war diese Gegend mit hoher Wahrscheinlichkeit schon von Menschen besiedelt.
Hierzu möchte ich etwas einfügen:
In der Gemeindeflur von Neusalza-Spremberg existiert ein Restwäldchen, das uns Kindern ab und zu bei Räuber- oder anderen
Abenteuerspielen Unterschlupf gewährte, das 'Güttlerbüschl'. Die Kleinbäuerin
Auguste Güttler wachte aufmerksam auf das Wäldchen, vor allem im Herbst, wenn sie mit dem Ochsen vor dem Kartoffel-Rodepflug
und ihrem Mann die Erdäpfel erntete, das hier durch uns Kinder nicht gekokelt wurde.
Wer hätte schon vermutet, daß "unser Güttlerbüschl" etwas mit den Nebraer Ereignissen und der gleichnamigen bronzenen
Himmelsscheibe gemeinsam hat.
Ein Findlingshaufen an der Hangkuppe hat vermutlich astronomisch funktionelle
Beobachtungsmöglichkeiten wie die Bronzescheibe von Nebra und es könne ein Sonnenobservatorium oder ein Sonnenkalendarium
sein.
Seit dem 1. Juni 2009 gibt es die WWW-Adresse www.goetterhand.de
von Ralf Herold, Vereinsfreund der Archäo-Astronomen der Volkssternwarte
'Bruno-H.-Bürgel'
Sohland/Spree. Die erste hierzu informierende Veranstaltung fand am 21.Juni 2009 in der 'Trollstube' Neusalza-Spremberg vor
vielen Interessierten statt.
Am 10. Juni 2010 wurde in der Sohländer Schulsternwarte ein weiterer Vortrag über neue
Erkenntnisse zu diesem Thema und zu dieser Örtlichkeit durchgeführt und am 19. Juni, anlässlich der Sommersonnwende 2010,
eine Radwanderung von Sohland zu 'Thors Amboss' - nach Neusalza-Spremberg
'5000 Jahre in die Geschichte zurück'
- organisiert. Hier waren über 30 Besucher vom 'Lichtspiel'
des Sonnenunterganges beeindruckt.
Am 19. Juni 2011 führten die Sohländer Archäo-Astronomie-Intressenten eine weitere Radtour durch. Wegen regnerischem Wetter
wurde die Planung korrigiert und früher gestartet. Hier war erstmals das MDR-Fernsehen mit einem Kamerateam des
"MDR-Sachsenspiegel" vor Ort.
Demnach besitzt Neusalza-Spremberg mit 'Thors-Amboss' auch einen exakt funktionierenden
mutmaßlichen "Sonnen-Kalenderstein" aus der Zeit vor mehr als 5.000 Jahren.
Als ich am 6. März 2015 das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale besuchte konnte ich eine dort ausgestellte
Europakarte finden. Darauf war ersichtlich, das das bäuerliche (und vermutlich auch das astronomische) Wissen sowie Getreide,
Hausttiere wie Schaf, Ziege und Rind etwa 7500 Jahren vor heute, innerhalb von etwa 2000 Jahren, aus dem Zweistromland
stammend, unsere heimatliche Gegend erreichte.
Das bestärkte mich in der Annahme das steinerne Kalendarium könnte schon in dieser Zeit errichtet worden sein.
Meine Untersuchungen und Beobachtungen vom späten Frühjahr 2011 am Stein, zeigten auch sein Funktionieren zu Beltane oder
Walpurgis, der Nacht zum 1. Mai. Beltane ist der höchste heidnische Feiertag im Jahreslauf und wird heute noch ausgelassen in
Irland und Schottland gefeiert.
Das bislang nicht zugeordnete Sichtfenster zeigte uns nun auch beeindruckend das letzte Sonnenlicht am Abendhorizont zwischen
20. April und 5. Mai.
Somit ist diese Anlage nicht nur ein Bauernkalender sondern vermutlich auch eine heidnische Kultanlage. Das läßt auch die
äußere Silhuette vermuten die einem Ei gleicht und somit einem uralten Fruchtbarkeitssymbol entspricht.
Die Beobachtung des letzten Sonnenlichtes am Horizont findet von einem grob-dreieckigen Findling südöstlich des Gebildes
befindlich statt. Zu Beltane, zur Sommersonnenwende sowie zu Lugnasad wird das Spiel des Sonnenlichtes zum Sonnenuntergang
durch eine vorhandne lichtbegrenzende 2 Meter lange Steinkluft,über diesen dreieckigen Findling blickend, beobachtet werden.
Fazit: Diese 'Sonnenuhr' fuktioniert noch genau so wie vor tausenden von Jahren. Geschichte ist auch das, was nicht auf
Steinplatten, Stelen, Tontafeln oder in gedruckten Büchern
geschrieben steht oder in Archiven dahindämmert.
Nun möchte ich meine "neugeschichtlichen" Darlegungen fortsetzen.
Die Gemeinde Spremberg wurde am 15. Juni 1242 erstmals urkundlich im Zusammenhang mit dem Kloster St. Marienthal erwähnt.
Dort wird ein gewisser Hertwicus de Sprewemberch als
Bürge und Lehnsmann des böhmischen Königs Wenzel I. benannt.
Dieser Hertwicus gilt als der wahrscheinliche Lokator (Siedelmeister) des späteren Waldhufendorfes Spremberg an der oberen
Spree. Spremberg gehörte
damals neben den Dörfern Beiersdorf,
Cunewalde und
Friedersdorf den Bischöfen von Meißen, die mit den böhmischen Königen als Landesherren der Oberlausitz wegen dieser
Enklaven in Besitz- und Grenzstreitigkeiten lagen.
Spremberg wurde wie
bereits erwähnt als Waldhufendorf beidseitig der Spree angelegt. Hierbei bildete die Spree die
Grenze zwischen den nördlich
liegenden Fluren mit steilem Anstieg sowie angrenzenden Hochebenen und den südlich liegenden flacheren. An Naturrohstoffen
fanden die Siedler frisches Quellwasser, guten Boden, Lehm, Holz und Granit.
Während der Hussitenkriege in Böhmen und der Oberlausitz (1419-1436/37)
wurde auch das Dorf Spremberg um 1430 heimgesucht und
dessen damals bedeutende Kirche gebrandschatzt. Der Grund dafür war anscheinend, weil die damalige weltliche und geistliche
Dorfobrigkeit, personifiziert durch den Grundherrn Sigmund von Raussendorff und den Pfarrer
Friedrich von Raussendorff, als Gegner der Hussiten
auftrat. Im Jahre 1432 war die Spremberger Kirche wieder aufgebaut worden. Die
alteingesessene
Adelsfamilie von Raussendorff besaß über
150 Jahre das Dorf Spremberg.
Nach dem Niedergang der Hussitenbewegung In Böhmen, der in den Schlachten von Brüx und Lipany (1434) endgültig besiegelt
worden war, brachen etwa 25 Jahre später machtvolle Kämpfe zwischen dem böhmischen König Georg von Podiebrad, einst Anführer
der hussitischen Kalixtiner, und dem katholisch ungarischen König
Matthias I. Corvinus um die Krone Böhmens aus. Im Verlauf der Auseinandersetzungen konnte der Ungarnkönig die böhmischen
Nebenländer, darunter auch die Oberlausitz, erobern, die ihm Im Frieden von Ölmütz (1479) vertraglich zugesprochen wurde.
Somit kamen auch die bischöflich-meißnischen Zinsdörfer Spremberg und Friedersdorf für elf Jahre unter ungarische Herrschaft.
Nach dem Tode von König Matthias I. (1490) fiel die Oberlausitz an Böhmen zurück.
Ungarische Belehnungen für Spremberger Grundherrschaften sind jedoch nicht nachweisbar.
Am nordöstlichen Zugang zur Ortenburg in Bautzen präsentierten ihn einst die Mächtigen,
gegenwärtig wird das Steinbild durch ein Maschendrahtgitter vor Vogelschmutz geschützt.
Nach der Lutherischen Reformation 1517 wurde Spremberg relativ spät protestantisch, erst 1555.
Über einhundert Jahre
später überließ der damalige protestantische Grundherr,
Christoph Friedrich von Salza, von 1668 bis 1670 Exulanten aus Ungarn,
Mähren und Böhmen das Bauernland in Spremberg, um sie hier anzusiedeln. Diese mussten der reaktionär-katholischen
Gegenreformation ausweichen, um nicht in ihren Heimatländern das Leben zu verlieren.
Nach dem Ende des 30jährigen Krieges
1648, mit seinen spürbaren Folgen für die Gemeinde geschah etwas völlig neuartiges. Für eine Stadtanlage wurden die
Flure zweier "wüster Landgüter", das "obere" und das "niedere wüste
Gut"
zur Besiedlung freigegeben. Bald begann eine rege Bautätigkeit auf den Fluren der künftigen Kleinstadt, deren
Gründungsurkunde am 12. Januar 1670 durch den sächsischen
Kurfürsten Johann Georg II. unterzeichnet wurde.
Friedrich von Salza legte großen Wert auf die Ansiedlung von Handwerkern und Händlern. Daher wurden
Straßen und
Plätze Neusalzas in geometrischer Regelmäßigkeit
angelegt. Es entstanden zwei Plätze, um Märkte abzuhalten, der Ober- und der Niedermarkt.
Mit der Gründung und weiteren
städtischen Entwicklung Neu-Salzas entstand folgerichtig auch das Gerichtswesen. Bereits der adlige Stadtgründer stifte am
2. Januar 1672 das Gerichtsbuch für Neu-Salza, und im August 1673 folgte eine Gerichtsordnung, die auf der
"kurfürstlich-sächsischen Gerichts-, Polizei- und Taxordnung" aufbaute. Damit in Verbindung wurde auch eine
'Scharfrichterei' geschaffen, deren Inhaber über einhundert Jahre in Neu-Salza wohnten
und wirkten. Im Städtchen fanden gar zwei Hinrichtungen statt: 1697 eine Enthauptung auf dem Obermarkt und 1700 eine durch
den Strang am städtischen Galgen auf dem 'Stadtberg'. Das Grundstück der ehemaligen Scharfrichterei ist mit dem an der
Bautzener Str.16 identisch, auf dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das 'Postamt Neusalza-Spremberg' entstand.
Das Dorf Spremberg begann sich auseinander zu siedeln. Die Ortsteile
Neuspremberg und Sonneberg
entstanden
später. Somit wurde die junge Stadt Neu-Salza von Sprembergern "umsiedelt".
In den vergangenen Jahrhunderten kam
es oft zu verheerenden Bränden. Häuser um den Obermarkt brannten reihenweise herunter und wurden immer wieder aufgebaut. Das
letzte
große Feuer betraf die Gastwirtschaft "Zum Kronprinz",die jetzige Baulücke und Straße nördlich der
Sparkasse.
Dem Broterwerb diente hauptsächlich die bäuerliche Wirtschaft, der Salzhandel, der Granitabbau und
dessen Bearbeitung, die Bierbrauerei, das Wind- und Wassermüllergewerbe, Tuchmacher, Zimmerei, Schmiede, der Flachsanbau sowie
die daraus mögliche Leineweberei sowie die Verleger, auch Fleischer, Bäcker, Schuhflicker und Schuhmacher, Schneider und
Kaufleute.
Örtlichkeiten des Granitabbaues finden die Wanderer noch auf dem Sonneberg oder Buchberg,
dem Hahneberg, dem Fuchsberg und dem Großen Wald. Die ehemaligen Steinbrüche wurden bislang
nicht saniert, Gefahrenstellen sind nicht mehr gekennzeichnet und ehemalige Unfallschutzgerätschaften sind längst verrottet.
Selbstverständlich gehörten zu den Gewerbetreibenden
(Diese sorgten, für sich gewinnbringend, um den Verkauf der Leinwandstoffe, der Beschaffung feiner Zwirne und Garne
für einige Hausweber und trugen gleichzeitig zur Verarmung und Abhängigkeit der Hausweber bei.)
Die Leineweber waren als Häusler mit Kleinvieh, um sich und der Familie ein bescheiden-ärmliches Überleben zu sichern,
in der Geschichte deutschlandweit bekannt geworden.
Gerhart
Hauptmann verewigte dieses Elend im Theaterstück 'Die Weber'.
Wer keinen Bauernhof erbte oder kein Häusler werden
konnte oder wollte, verließ den Ort in die umliegenden Städte, wie Dresden,
Bautzen, Löbau
oder Zittau.
Manch einen verschlug es bis Leipzig,
Greifswald,
Berlin oder Hamburg. Dazu gehörte auch
Johann George Schreiber - der später bekannte sächsische Kartograph, Geometer und Verleger.
Im Mittelalter hatte Spremberg als Bauerndorf und Kirchspiel keine geringe Bedeutung.
Am Ende des 16. Jahrhunderts entstand das erste Spremberger Schulhaus - ein Holzbau - als Kirchschule (1598), und als erster
Lehrer und Küster (Kantor) in Spremberg ist
Valentinus Eichhorn
von 1578 bis 1624 urkundlich bezeugt.
Es führten wichtige Straßen durch die Gemeinde bis in die Städte Zittau, Bautzen, Löbau, Rumburk und Prag, sowie Stolpen und
Dresden.
Straße von Löbau ins böhmische Schluckenau, entlang des Lammweges, durch die Spree nach Südwesten mitten durch Felder und Wälder weiter bis an die Elbe nach Tätschen (Decin)
Straße aus Prag über Böhmisch Leipa nach Rumburk, Georgswalde, die Diebsstraße entlang, dann durch Spremberg über den Heidelberg nach Oppach und weiter bis Bautzen
Straße von Zittau über Eibau, Ebersbach, Niederfriedersdorf, Spremberg, beidseitig an der Spree nach Fugau oder/und Taubenheim nach Dresden auch zur Burg Stolpen - ein zeitweiliger Herrschafts- und Verwaltungssitz für Spremberg - bzw. die Umgehung Fugau's über Oppach, Wassergrund, Ellersdorf, Sohland/Spree wenn die Böhmen wieder einmal "quer standen".
Mit der Stadtgründung Neu-Salzas hatten Handwerk und Handel bereits gute Bedingungen als Grundlage für Wachstum und bescheidenen Wohlstand. Neu-Salza lag somit an einem bedeutsamen Handelswegeknoten. Bautzen, Löbau und Zittau haben Straßen die den Namen der Stadt heute noch tragen und das hat früher schon große Bedeutung gehabt.
Die westliche und südliche Grenze Sprembergs ist Ausland: Böhmen
mit dem Schluckenauer Zipfel.
Somit liegt die
Stadt Neusalza-Spremberg am südöstlichen Rande Deutschlands.
Der westliche Nachbarort war
Fugau (Fukov). Dieser tschechische Ort wurde 1945/1946 von
Sudetendeutschen "gesäubert" bzw. entsiedelt (delogiert) - d.h. sie wurden einfach vertrieben. Im Herbst 1960
wurde der entvölkerte Ort von der tschechischen Armee pioniertechnisch liquidiert und eingeebnet.
Inzwischen gehört
Tschechien zum "Schengener Vertragsgebiet". Nun kann man jederzeit auf den entsprechend beschilderten Wanderwegen
oder Straßen über die Grenze wandern, Rad- oder teilweise Autofahren.
Das Spremberger Kirchspiel hatte im Mittelalter während der katholischen Zeit größere örtliche Bedeutung. Wie erwähnt wurde es erst 1555 reformiert, und aus den böhmischen Orten Fugau (Fukov), das heute eine Wüstung ist, Georgswalde (Jiřikov) und Königswalde (Kralovštvi) kamen vormals die katholischen und nach der Reformation die evangelischen Gläubigen über extra angelegte "Kirchsteige" zu den hohen Festen in die Spremberger Kirche.
Weniger bekannt sein dürfte, dass im Gründungsjahr des Städtchens Neu-Salza (1670) der spätere sächsische Kurfürst,
König von Polen und Großfürst von Litauen, August der Starke,
in Dresden geboren wurde. Der barocke Herrscher, der Sachsen seit 1694 und Polen und Litauen in Personalunion seit 1697
regierte, galt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Der Monarch war Genussmensch, Frauenheld und
Kunstmäzen zugleich und ahmte in Prachtentfaltung und Luxus den französischen König
Ludwig XIV. nach. Seine politischen und militärischen Machtambitionen
sowie verschwenderische Hofhaltung bürdeten den sächsischen Untertanen jedoch zusätzliche Lasten und Steuern auf.
Mit dem Eintritt Sachsens in den verhängnisvollen
'Nordischen Krieg' holte sich August selbst das Kriegsgeschehen in das Land: Die Truppen des gegnerischen Königs
Karl XII. von Schweden fielen aus dem Ostseeraum
kommend in Sachsen ein und drangen in den Jahren 1705 bis 1707 gar bis in die Oberlausitz vor. Dabei besetzten sie auch
Spremberg und Neu-Salza. Die Einwohner der Gemeinden hatten nun die sogenannten "Schwedengelder" aufzubringen.
Um drohenden Gewaltmaßnahmen der Nordländer zu entgehen, verpfändete das Dorf Spremberg seinen Gemeindefiebig an die
Kirche und lieh sich Geld, das von den Bauern als Hypotheken auf ihre Güter übernommen werden musste. Es gibt keine
Nachrichten darüber, ob der dreifache Herrscher August der Starke je in Spremberg oder Neu-Salza weilte, dafür aber
zwei seiner höchsten Staatsbeamten: Die Freiherren Ludwig Gebhardt von Hoym und
Carl Heinrich von Hoym.
Sie waren die Grund- und Gerichtsherren sowie Kirchen- und Schulpatrone beider Kommunen in den Jahren 1698 bis 1711
bzw. 1711 bis 1736.
Im Jahre 1686 entstand die erste Schule in der jungen Stadt, als erster Lehrer und Organist ist der böhmische Exulant
Matthias Knöchel
bezeugt, der hier von 1679 bis 1687 lebte und wirkte. Er gehörte zu den ausgewiesenen Glaubensgefährten des bekannten
protestantischen ungarischen Pfarrers und Philosophen Stephan Pilarick
, der mit ihm Asyl in Kursachsen fand und von 1674 bis 1693 der erste Pfarrer der Exulantenstadt Neu-Salza war.
Die geschichtlichen Eigenheiten der Stadt sind jetzt noch für Gäste der Stadt an den zwei Kirchen ersichtlich.
Die
Neusalzaer Kirche ist beheizbar, die Spremberger nicht. So ist für jede Jahreszeit und
Gelegenheit eine Kirche vorhanden.
Im 18. Jahrhundert trieb der böhmische Räuberhauptmann Johannes
Karaseck in der südlichen Oberlausitz sein Unwesen. Er soll auch eine Nacht auf Dächern Neusalzas zugebracht haben.
Als
man ihn schließlich verhaftete und nach Bautzen zur Ortenburg schaffte, führte dessen letzter Weg auch durch die
Stadt Neusalza und die Gemeinde Spremberg. Er passierte unter anderem den Heidelbergweg, einen
Teil der historischen 'Kaiserstraße', die
einst von Prag über Georgswalde (Jiřikov) nach Bautzen durch (die spätere Stadt Neusalza und) Spremberg führte.
Seit 2003 kreist die Nachricht über der Kleinstadt, Karl May - der "Winnetou-Vater", habe eines seiner ersten literarischen Werke 'Die Rose von Ernsthal' in Neusalza bei der Druckerei Oeser als eine Art Trivialliteratur - ungebundene Folgefaltbögen - drucken lassen. Der Verein Ortsgeschichte Neusalza-Spremberg's grub diese historische Tatsache aus und das scheint zu stimmen, denn 1874 wurde dieser erste Druck beim Amtsgericht Neusalza vermerkt.
Im Jahre 1875 wurde das Eisenbahnteilstück Ebersbach - Sohland, ein Abschnitt der jetzigen Strecke Zittau - Dresden
eröffnet. Der Bahnhof liegt auf Spremberger Flur und erhielt den Kompromißnamen Neusalza-Spremberg. Bei der Weiterführung
der Strecke bis nach Sohland, wurde tschechisches Hoheitsgebiet durchquert, gegenwärtig fahren die Züge nach wie vor durch
den "Fugauer Sack".
Schon 1897 hatte Neusalza das erste Elektrizitätswerk der Oberlausitz.
Von hier aus wurden angrenzende Gemeinden bis
Neugersdorf mit elektrischem Strom versorgt.
Im Ortsteil Neuspremberg soll um die Jahrhundertwende ein über
40 Meter tief liegendes Braunkohlenflöz festgestellt worden sein, welches aber mit den fast gleichzeitig in geringerer Tiefe
gefundenen Braunkohlelagerstätten um Hirschfelde an wirtschaftlicher Bedeutung verlor.
Am 15. Februar 1920 wurde die Gemeinde Spremberg mit der Stadt Neusalza vereinigt und erhielt den amtlichen Ortsnamen
Neusalza-Spremberg.
Nachdem bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts drei kleine Schulen in Neusalza-Spremberg bestanden, die den
gewachsenen pädagogischen Erfordernissen nicht mehr entsprachen, erfolgte am 22.Juni 1927 die Grundsteinlegung für eine große
und moderne Zentralschule. Sie wurde am 18. Oktober 1928 feierlich eingeweiht und erhielt später den Namen des bedeutenden
Schweizer Pädagogen und Sozialreformers 'Johann
Heinrich Pestalozzi' verliehen. Den Entwurf für den Schulneubau fertigten die Architekten Tost aus Stuttgart und
Schiffner aus Zittau an.
(Der artverwandte Baustil ist an den Schulen Dürrhennersdorf, Großpostwitz und Olbersdorf/ Zittauer Gebirge zu erkennen.)
Die Erd-, Maurer- und Zimmermannsarbeiten erfolgten durch die Neusalza-Spremberger Firmen Güttler und Henke. Die Lehrer
dieser Schule unterrichten gegenwärtig nach dem sächsischen WTH-Profil (Wirtschaft,
Technik, Haushalt) die Kinder Neusalza-Sprembergs und Friedersdorfs. Des Weiteren hat sie seit Herbst 2002 die Realschüler der
Nachbargemeinde Oppach und seit 2003 die der Gemeinden Beiersdorf, Schönbach und Dürrhennersdorf aufgenommen.
Zu DDR-Zeiten
war sie u.a. eine Polytechnische Oberschule (POS). Hier finden Sie diese Realschule /
Mittelschule im Internet.
Eine ehemalige Fabrikantenvilla wurde als Schulhort bis
1991 genutzt. Nach Verfall befindet sich der ehemalige 'Hort' heute wieder als Wohngebäude in einem
ansehnlichen Zustand.
Im Jahre 1934 wurde im Nachbarort Oppach ein Mädchen namens Annelies geboren, welches die Kindheit in
Neusalza-Spremberg verbrachte und im reifen Alter dieser Stadt ein literarisches Denkmal
setzte. Die Kleinstadt "Spreetal" wird im Roman "Katzenmilchjahre" mit allen Schrulligkeiten und
Sturheiten
Oberlausitzer "Nischel" humorig mit gezwinkertem Auge dem interessierten Leser vorgestellt. 2004 veröffentlichte
Annelies Schulz 'Mein Kindheitshaus', als Nachfolgeroman
zum Werk 'Katzenmilchjahre'. Hier erhalten Örtlichkeiten und Personen ihr wahres Gesicht und ihre Namen, werden vorgestellt
und nach dem Lesen erster Zeilen tritt der Fesselungseffekt ein. Da die Romangestalten mundartliches mutterwitzig wiedergeben
und die faschistische Ära Neusalza-Sprembergs aus der Erinnerung auftaucht und warnt, erlangen die vielen Episoden bleibenden
volkstümlichen und heimatkundlichen Wert. Seitdem ist Frau Schulz vielerorts mit Buchlesungen aufgetreten und inzwischen
sachsenweit beliebt.
2013 erschien ihr Roman "Abschied vom Kindheitshaus" - eine ganz intime Erinnerung bewegter und wirrevoller Nachkriegsjahre.
Ganz nebenbei: Für das DFF (Deutscher Fernsehfunk - DDR-Fernsehen), nun für die Volksschauspielerin Agnes Kraus, schrieb sie
zwei Drehbücher. Die Fernsehfilme "Die Gäste der Mathilde Lautenschläger" und "Wenn ick
nich wär" wurden 1981 bzw. 1983 beim DFF ausgestrahlt.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges stieg in den Jahren 1944 - 1945 die Bevölkerung rasch an. Bis 4.200 Einwohner teilten sich den vorhandenen Wohnraum. Die Menschen wohnten beengt und bescheiden. Schlesische, ostpreußische und sudetendeutsche "Aussiedler" fanden hier zeitweilig oder für immer eine zweite Heimat. Es war bis 1989 zu verzeichnen, daß gerade aus dieser Einwohnergruppe viele in die BRD zu den inzwischen dort seßhaft gewordenenen Verwandten abwanderten, bis August 1961 ohne große Umstände, dannach war das etwas komplizierter. Ebenso "rückten Einheimische", nach der Begehung strafbarer Handlungen aus Angst vor Strafe "ab". Wer heimatverbunden, also hier verwurzelt ist, bleibt solange es geht.
Neusalza-Spremberg liegt landschaftlich reizvoll im Mittellausitzer Bergland eingebettet und wurde vor allem seit
den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts als Urlaubsort für ökologisch belastete "Flachländer" bekannt. Von
hier aus kann man Tagestouren in die Sächsische Schweiz, das Zittauer Gebirge oder an die
Kleine Ostsee bei Hoyerswerda (Mauckendorf / Knappenrode / Groß Särchen)
unternehmen. Diese Örtlichkeiten liegen allesamt nur etwa 40 bis 50 km entfernt.
Also ist und bleibt Neusalza-Spremberg
ein
Erholungsort für mobile Schwimmer, Surfer, Bergsteiger und Wanderer.
Der Ort selbst lässt sich an einem Tag umwandern. Viele Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein.
Der Radwanderweg
Zittau-Bayreuth führt durch den Ort. Dieser bindet sich in Sohland/Spree an den 'Spree-Radwanderweg' nach Berlin ein.
Die gegenwärtigen klimatischen Veränderungen wirken auch im oberen Spreetal. Vögel brüten zweimalig, die Blüte der Sträucher und Bäume tritt immer früher ein und der Wassermangel der Spree wird von Jahr zu Jahr deutlicher. Insekten, die eigentlich nach Norditalien oder Nordafrika gehören (Taubenschwänzchen, Wollschweber) treten stärker auf und bereichern den Speiseumfang der Vögel. Im Frühjahr 2007 hat eine Füchsin sogar ein ungenutztes Abwassersystem eines abgewickelten Textilbetriebes zum Bau erkoren. Ein Wurf mit 5 Welpen sorgte 2007 für zusätzliche Abendunterhaltung tierliebender Menschen an der Spree. Die Urbanisierung der Wildtiere ins menschliche "Paradies" lässt sich nicht aufhalten.
Nach der politischen Wende in der DDR 1989 und nach dem Beitritt der "Noch-DDR" zur BRD 1990 begann der schmerzhafte Weg der Betriebsabwicklungen und damit der Arbeitslosigkeit. Kein volkseigener Betrieb (VEB) Neusalza-Sprembergs überstand diesen Prozess.
Der 'VEB Duroplast' wurde privatisiert und liefert jetzt vorwiegend der Autoindustrie zu. Der ehemalige Werkzeugbau dieses
Betriebes besteht durch Initiative einiger Fachleute in Schönbach und Neusalza-Spremberg, sowie Ebersbach-Neugersdorf fort.
Vom großen Textilunternehmen Lautex Neusalza-Spremberg verblieb eine Industriebrache an der Heinrich-Heine-Straße und es
ging ein Handelszentrum an der Bautzener Straße hervor. Der restliche privatisierte Teilbetrieb konfektioniert und handelt mit
Textilerzeugnissen je nach Auftragslage flexibel und marktangepasst. Der ehemals Metall veredelnde Betrieb, die
Feuerverzinkerei an der Umgehungsstraße, wurde 2011 abgerissen. Das ehemalige Landtechnikunternehmen KfL (MTS) an der
Löbauer Straße wird als Landtechnik-Handelsunternehmen privatisiert weitergeführt.
Der europaweit bedeutsame
Internet-Reseller
'All-Inkl.com'(IT-Unternehmen) hat einige Unternehmensteile in Friedersdorf und
Neusalza-Spremberg installiert.
Die lauthals versprochenen "blühenden Landschaften" zeigen sich hierzulande als 'verkümmerte Kleingärten' und
die
angekündigten "Leuchttürme" schwebten als Glühwürmchen und 'bunt schillernde Seifenblasen' aus der
Oberlausitz davon. All' dieses trug nicht zur Verjüngung der Kleinstadt bei. Dem entgegen steigt das Durchschnittsalter
unentwegt an und die Einwohnerzahl sinkt.
Gegenwärtig zeigen sich große Veränderungen im Staate, das Parlament verkam zur Anwaltskammer, Theologen regeln Ökonomie und
Gier erfolglos mit Scheinheiligkeit und Vernunft wurde des Landes verwiesen. Am Tage, an dem sie wieder entdeckt und als
wichtig akzeptiert wird, kommt das böse Erwachen und die Scham vor Einfältigkeit, der eigenen Unwissenheit und
Unvollkommenheit und deren praktischer Folgen.
Die "nützlichen Idioten" haben ihre Rolle zur "rechten Zeit" vor
25 Jahren gespielt. Jetzt belächelt man sie, später sicherlich auch noch verachtet.
Diejenigen, deren Biografien zu Millionen und aber Millionen gelöscht wurden, werden sich besinnen und gleiches denen anlasten, die es dereinst so entschieden. Denen aber, die sich unverschämt, egoistisch und säuisch benahmen, werden die süßen Früchte von Zornigen zertreten werden.
Der tschechische Dramaturg und
Schriftsteller Karel
Čapek beschrieb zu seiner Zeit (1938) eine Situation, die nach über 20 Jahren deutscher Einheit aktueller denn je ist:
(Zitat aus ISOR-Aktuell (Sozialverband ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe der DDR), Monatsschrift; Heft 11/2010; S.4)
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"Ja, es hat sich vieles geändert, |
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Für die fachliche Bearbeitung meiner geschichtlichen Abhandlung und entsprechende Ergänzungen bin ich meinem Schulkameraden, Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald, gebürtiger Neusalza-Spremberger, dankbar.
Verwendete Literatur:
1. Engel, Gottfried: 500 Jahre Fugau (1460-1960), Band I: Chronik Fugau. Zittau: Eigenverlag des Verfassers 2004; Band II :
Chronik/Bildband Fugau, ebenda 2006.
2. Hensel, Günter (Bearbeiter): Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Sprembergs Vergangenheit und Gegenwart,
Neusalza-Spremberg: Kultur- und Heimatfreunde e.V., Interessengemeinschaft Ortsgeschichte (IGO) Band 4, Neusalza-Spremberg u.
Dresden 2011.
Beim Zeitschriftenhandel Nitschke und im Reiterhaus noch vorrätig.
3. Heinich, Walter: Spremberg. Versuch zu einer Ortsgeschichte des Kirchdorfes Spremberg in der sächsischen Oberlausitz.
Spremberg u. Schirgiswalde 1918.
4. Leupolt, Gunter (Bearbeiter): Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg, Bände 1 - 3. Neusalza-Spremberg:
Kultur- und Heimatfreunde e. V. 1999, 2004 u. 2007.
5. Mohr, Lutz: Historischer Abriß der Stadt Neusalza-Spremberg in der Oberlausitz. Von den Anfängen bis zum Beginn des
20.Jahrhunderts. Zum 750-jährigen Jubiläum der Muttergemeinde der Stadt Neusalza-Spremberg, SPREMBERG.
(Manuskript maschschr., vervielf.). Greifswald u. Neusalza-Spremberg 1976/77.
6. Schütze, Theodor (Hrsg.): Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar. Werte unserer Heimat, Band 24.
Berlin: Akademie-Verlag 1974.
7. Herrmann, Joachim u. a.: Deutsche Geschichte in zwölf Bänden,&xnbsp;Band 1. Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus
Mitte des 11. Jahrhunderts. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1982
8. Hermann, Joachim, Hrsg.: Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik, 2 Bände, Band 1: Archäologische Kulturen,
geschichtliche Perioden und Volksstämme. Leipzig/Jena/Berlin: Urania-Verlag 1989
9. Winkler, Eberhard: Welches Geheimnis umgibt das Güttlerbüschl? In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt
Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach., 16/2011/3, S. 6.
Des Weiteren:
Abhandlungen über die Ortsgeschichte, die nach 1999 erschienen sind und eigenes Erleben sowie Kontakte mit ungenannten und
noch lebenden Persönlichkeiten.